Vodafone bietet ab sofort Geschwindigkeiten von bis zu 375 MBit/s im Downlink über das LTE Netz an. Anlässlich eines Events in Hannover stellte Vodafone CEO Hannes Ametsreiter die neue Technik vor, die bis Jahresende etwa 5 bis 10 Prozent der Vodafone Kunden erreichen soll und auch als LTE Advanced bzw. 4.5G bekannt ist. Technisch gesehen handelt es sich um LTE der Kategorie 9 (Cat9) mit Triple Carrier Aggregation (3CA), dabei werden drei verschiedene Frequenzbereiche gebündelt, um die Geschwindigkeit zu steigern. Bislang waren im Vodafone Netz über LTE Cat6 maximal 225 MBit/s erreichbar.
Bis zu 375 MBit/s
Vodafone bietet als erster Anbieter in Deutschland Triple Carrier Aggregation an, dabei werden die Frequenzbereiche um 800, 1800 und 2600 Megahertz gebündelt und die jeweiligen Datenraten von 150 MBit/s (1800 und 2600 MHz) bzw. 75 MBit/s (800 MHz) addiert. 3CA wird nur im Downlink angewendet, im Uplink wird weiterhin nur ein Frequenzbereich genutzt, sodass hier nur bis zu 50 MBit/s erreicht werden können. Perspektivisch wäre auch im Uplink der Einsatz von Carrier Aggregation möglich.
Bislang hat Vodafone maximal 225 MBit/s über LTE Cat6 angeboten, dazu wurde mittels 2CA der Bereich um 2600 MHz mit dem um 800 MHz kombiniert. Dank der im Jahr 2010 neu erworbenen 1800er Frequenzbänder sowie dank Refarming von vorhandenen 1800er GSM Frequenzbändern steht Vodafone nun genügend Spektrum im 1800 MHz Bereich zur Verfügung, um dort LTE anbieten zu können. Der Ausbau von 4.5G bzw. LTE Cat9 wird laut Vodafone CEO Hannes Ametsreiter zusammen mit dem Netzwerkausrüster Huawei durchgeführt.
In Zukunft plant Vodafone auch den Einsatz von 5CA, also der Bündelung von 5 verschiedenen Frequenzbereichen. Denkbar wäre zum Beispiel ein Einsatz von Frequenzbändern im Bereich um 1500 MHz sowie um 700 MHz, wobei die 700er Bänder erst 2017 oder 2018 – nach der Abschaltung von DVB-T – zur Verfügung stehen werden.
Tarife und Endgeräte
Um die volle Geschwindigkeit von 4.5G bzw. LTE Advanced Cat9 nutzen zu können, braucht man ein entsprechendes Endgerät und einen passenden Vodafone Tarif. Letzteres dürfte kein Problem darstellen, da Vodafone bereits seit einiger Zeit fast alle Tarife für die jeweils höchste LTE Geschwindigkeit freigeschaltet hat. Hier könnte höchstens das limitierte Highspeed-Datenvolumen zum „Dealbreaker“ werden, denn schon ein kurzer Speedtest verursacht enorm hohe Datenmengen. Bei den Endgeräten sieht es dagegen noch etwas schlechter aus, lediglich das Samsung Galaxy S7 sowie das Samsung Galaxy S7 edge unterstützen zum Start die neue Technik.
Für die beiden Samsung Geräte ist jeweils die neueste Firmware notwendig, um LTE Cat9 nutzen zu können, so Vodafone. Später sollen auch noch weitere Endgeräte folgen. Die aktuellen Apple Smartphones iPhone 6s und iPhone SE unterstützen übrigens maximal 300 MBit/s über LTE Cat6.
Weitere Entwicklung
Die Geschwindigkeit von 375 MBit/s ist für Vodafone nur ein Zwischenschritt hin zum Gigabit-Netz. Schon im Herbst 2016 will der Anbieter bis zu 525 MBit/s über LTE ermöglichen, zum Jahresende soll dann sogar die Gigabit-Grenze durchbrochen werden. Ob diese Geschwindigkeiten dann allerdings auch real nutzbar sein werden, steht auf einem anderen Blatt. Das derzeit schnellste LTE Modem – der Netgear AirCard 810 Router – erreicht maximal 600 MBit/s.