Voice over LTE ist seit einigen Wochen bei allen Mobilfunk-Netzbetreibern in Deutschland verfügbar und immer mehr Smartphones sind für die Telefonie über das LTE Netz vorbereitet. Ich hatte in den letzten Wochen die Gelegenheit, VoLTE mit einem Samsung Galaxy S7 im Telekom Mobilfunknetz zu testen. Die Technik verspricht kürzere Rufaufbauzeiten, eine bessere Sprachqualität und eine gesteigerte Akku-Laufzeit. Doch sind die Verbesserungen auch in der Realität spürbar und wie zuverlässig funktioniert VoLTE? Diese Fragen möchte ich in diesem Artikel beantworten.
Voraussetzungen für VoLTE
Telefonie über das LTE Netz erfordert entsprechende Technik und Software sowohl im privaten Endgerät als auch in der Netztechnik beim Provider. Alle drei Netzbetreiber haben VoLTE mittlerweile in ihren Mobilfunknetzen implementiert, sodass man sich nur noch um das passende Endgerät kümmern muss. Außerdem wird VoLTE bei einigen Anbietern nur in bestimmten Tarifen unterstützt, bei der Telekom zum Beispiel nur in Vertrags-Tarifen und nicht in Prepaid-Tarifen.
Beim Endgerät muss man darauf achten, dass man ein zum Netzbetreiber passendes Gerät erwirbt, sprich ein Smartphone mit Branding-Firmware. Das sollte automatisch der Fall sein, wenn man sein Gerät direkt beim Anbieter bei Neuvertrag bzw. Vertragsverlängerung erhält. Nur Apple iPhones, Microsoft Lumia Smartphones sowie die Samsung Galaxy S7 Reihe ermöglichen derzeit die Nutzung von VoLTE auch ohne spezielle Branding-Firmware, hier kann man also auch ein Gerät aus dem Handel erwerben und ist nicht zwingend auf Netzbetreiber-Ware angewiesen.
VoLTE im Telekom Netz
Die Telekom unterstützt derzeit folgende Smartphones für VoLTE (Stand: Ende April 2016, Quelle):
– Apple iPhone 6, iPhone 6 Plus, iPhone 6s, iPhone 6s Plus, iPhone SE
– Samsung Galaxy S7, S7 Edge, S6, S6 Edge, S5
– Microsoft Lumia 550, 650, 950, 950 XL
– Sony Xperia Z3, Z3 Compact, Z5, Z5 Compact, Z5 Premium
Besitzt man eines dieser Smartphones und hat ggfs. die neueste Betriebssystem-Version installiert, so steht der Nutzung nichts mehr im Wege. Zumindest fast: im Vertrag muss die kostenlose Tarifoption „Voice over LTE (VoLTE)“ aktiviert sein. Normalerweise ist dies automatisch der Fall, im Zweifel kann man aber auch im Online-Kundencenter selbst nachschauen und ggfs. die Option hinzubuchen. Wichtig zu wissen: einige Optionen wie etwa die Festnetz-Nummer sind nicht mit VoLTE kompatibel.
Die eigentliche Nutzung von VoLTE war im Test problemlos. Der Rufaufbau war schnell, die Sprachqualität klar und bei Verlust der LTE Netzabdeckung wechselte das Samsung Galaxy S7 bzw. das iPhone SE zuverlässig in das GSM / UMTS Netz. Bei der Rufaufbau-Zeit gab es massive Unterschiede, je nach Netz der verwendeten Smartphones, folgende Zeiten habe ich gemessen (jeweils ab „anklicken“ der Rufnummer):
Beide Geräte VoLTE aktiv: deutlich unter 3 Sekunden
1 Gerät VoLTE, 1 Gerät CSFB: 6-8 Sekunden
Beide Geräte CSFB: 9-10 Sekunden
Abbrüche gab es während der Test-Zeit gar keine. Leider wurde die Verbindung unabhängig vom Endgerät nicht immer über VoLTE aufgebaut, obwohl das Endgerät im LTE Netz eingebucht war. Auch am Empfang kann es eigentlich nicht gelegen haben, oft hat das Samsung Galaxy S7 auch noch bei sehr schwachem LTE Empfang über VoLTE einen Anruf aufgebaut (siehe Foto unten). Manchmal half es, das Gerät kurz in den Flugmodus zu bringen, um VoLTE wieder zum Laufen zu bringen.
Die Sprachqualität war, wie bereits gesagt, stets sehr gut. Das Samsung Galaxy S7 zeigte mit einem kleinen Symbol zudem an, dass HD Voice genutzt wird – beim iPhone gibt es dafür kein extra Symbol.
Wer möchte, kann VoLTE natürlich auch ausschalten. Beim iPhone geht das über das Einstellungs-Menü, hier muss man dann LTE für „nur Daten“ auswählen. Standardmäßig sollte „Sprache & Daten“ und damit die VoLTE Nutzung voreingestellt sein. Beim Samsung Galaxy S7 lässt sich lediglich einstellen, ob für ausgehende Anrufe VoLTE verwendet werden soll, eingehende Anrufe gehen automatisch über VoLTE, sofern man LTE nicht komplett deaktiviert hat (siehe Titelbild).
Fazit und Ausblick
Im Test hat VoLTE vor allem durch die schnelleren Rufaufbau-Zeiten überzeugt. Im Vergleich zu CSFB und damit zur Telefonie im GSM- bzw. UMTS-Netz hat man den Gesprächspartner mit VoLTE meist einige Sekunden schneller an der Strippe. Dabei muss die Gegenstelle nicht mal zwangsläufig ebenfalls VoLTE bzw. ein IP Telefon nutzen, auch wenn das die Rufaufbauzeit natürlich nochmals rapide verkürzt. Die bessere Sprachqualität mit HD Voice kann man bei der Telekom mittlerweile auch im UMTS- und im GSM-Netz bekommen, da war im Test durch VoLTE kein Unterschied zu hören. Auch die Auswirkungen auf den Akku-Verbrauch waren für mich nicht messbar.
Verbesserungsbedarf gibt es bei der Zuverlässigkeit: manchmal nutzen die Smartphones den Fallback zu GSM bzw. UMTS, obwohl guter LTE Empfang besteht, ein Muster ist nicht erkennbar. Ob der Fehler hier im Netz oder beim Smartphone liegt bleibt unklar, sowohl das Samsung Galaxy S7 als auch das Apple iPhone SE haben immer mal wieder CSFB anstatt VoLTE genutzt.
Lohnt sich Voice over LTE denn nun? Meiner Meinung nach auf jeden Fall, allein schon wegen der Rufaufbauzeit. Ich würde deswegen wohl kein neues Smartphone kaufen, aber wenn sowieso ein Neukauf ansteht, so bietet es sich an, darauf zu achten. Besonders interessant sind die Samsung Galaxy S7 bzw. Samsung Galaxy S7 edge Smartphones und die Apple iPhone Serie (iPhone 6, iPhone 6s, iPhone SE), denn diese Geräte sind in jedem Fall VoLTE fähig – auch ohne Branding-Firmware – und dürften zeitnah nach dem Start sogar WiFi Calling bei der Telekom unterstützen.
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