Test: Huawei Mate 10 Pro

Smartphones mit großem Display und minimalen Rändern sind im Trend, Samsung hat im Frühjahr sein Galaxy S8 mit „Infinity Display“ gezeigt, Apple bietet seit kurzem sein iPhone X an und Huawei hat mit dem Mate 10 Pro nun ebenfalls ein Smartphone mit viel Display und wenig Rand im Angebot. Doch das Mate 10 Pro sieht nicht nur gut aus, es bietet auch moderne Technik mit einem Chipsatz, der bestimmte Aufgaben dank KI viel schneller als bislang bekannt erledigen soll. Erstmals bei einem Smartphone gibt es außerdem Dual-SIM mit LTE auf beiden SIM-Karten und ein pfeilschnelles LTE Advanced Pro Cat18 Modem für Geschwindigkeiten von mehr als 1 GBit/s im LTE Netz.
Das Huawei Mate 10 Pro ist ab Mitte November 2017 in drei Farben zu einer UVP von 799 Euro in Deutschland verfügbar. Im folgenden Test von maxwireless.de soll insbesondere die Technik rund um Modem- und Chipsatz im Vordergrund stehen.

Mate 10 Pro: Design & Display

Das Huawei Mate 10 Pro wird mit einem etwa 6 Zoll großen AMOLED Display im 18:9 Format hergestellt. Das Display hat eine Auflösung von 2160 x 1080 Pixel, im Test war die Darstellung sehr scharf und bei Farben sowie Helligkeit gab es keinen Grund zur Beanstandung. OLED-Typisch ist der schwarzwert extrem gut, allerdings ist das Display bei einem schrägen Blickwinkel auch nicht sonderlich Farbstabil.

Die Display-Ränder sind beim Huawei Mate 10 Pro sehr dünn.
Die Display-Ränder sind beim Huawei Mate 10 Pro sehr dünn.

Beim Design hat sich Huawei für ein Gehäuse aus Glas entschieden. Es ist sicherlich Geschmacksache, aber ich persönlich finde ein Metallgehäuse immer noch deutlich angenehmer, auch wenn das Glas-Gehäuse ohne Frage hochwertiger wirkt und auch optisch deutlich mehr hermacht als das Metall-Gehäuse des Vorgängers Huawei Mate 9. Durch das nahezu randlose Display im 18:9 Format liegt das Huawei Mate 10 Pro für die gebotene Display-Größe gut in der Hand, aber an eine Einhand-Bedienung ist trotzdem nur mit sehr großen Händen oder mit Hilfe des Einhand-Zoom-Modus zu denken. Für die Zielgruppe des Huawei Mate 10 Pro dürfte die Einhand-Bedienung aber sowieso kaum relevant sein.

Eine Klarsicht-Hülle ist bereits im Lieferumfang des Mate 10 Pro enthalten.
Eine Klarsicht-Hülle ist bereits im Lieferumfang des Mate 10 Pro enthalten.
Die Rückseite des Huawei Mate 10 Pro in Mocha Brown.
Die Rückseite des Huawei Mate 10 Pro in Mocha Brown.

Mate 10 Pro: Kirin 970 Chipsatz

Herzstück des Huawei Mate 10 Pro ist der neue HiSilicon Kirin 970 Chipsatz. Der Octa-Core Prozessor ist nicht nur schneller und verbraucht weniger Energie als sein Vorgänger, er kann auch erstmals auf KI-Unterstützung zurückgreifen. Die sogenannte „Neural Processing Unit“, kurz NPU, soll bestimmte Anwendungen wie z.B. Bilderkennung massiv beschleunigen. Im Test konnte das leider noch nicht so richtig ausprobiert werden, denn Anwendungen, welche die NPU nutzen, sind noch Mangelware. Zwar soll zum Beispiel die Kamera-App die NPU nutzen, doch dort war der Unterschied zu anderen aktuellen Smartphones noch nicht so recht spürbar. Hier muss wohl die Zukunft zeigen, ob das Mate 10 Pro durch die NPU einen großen Vorsprung haben wird oder nicht.

Der interne Speicher des Huawei Mate 10 ist übrigens 128 Gigabyte groß, wobei durch vorinstallierte Software nur etwas mehr als 108 GB nutzbar ist. Ich persönlich finde die Größe des Speichers ausreichend, doch manch ein Nutzer hätte sich bei einem solch teuren High-End Smartphone eventuell etwas mehr gewünscht. Leider hat Huawei keine Möglichkeit zur Speichererweiterung eingebaut, eine MicroSD Karte kann nicht verwendet werden. Das ist unverständlich…

Interner Speicher beim Huawei Mate 10 Pro.
Interner Speicher beim Huawei Mate 10 Pro.

Mate 10 Pro: LTE Modem

Beim LTE Modem, welches im HiSilicon Kirin 970 Chipsatz integriert ist, hat Huawei im Vergleich zum Mate 9 sehr große Fortschritte gemacht. So ist nicht nur die maximale Datenrate mit 1,2 Gigabit/s im Download extrem schnell, sondern das Gerät ist durch eine deutlich erweiterte Frequenzband-Unterstützung auch in sehr viel mehr Ländern einsetzbar als der Vorgänger. Im Detail werden die folgenden Frequenzbereiche unterstützt:

  • LTE (FDD): B1/B2/B3/B4/B5/B6/B7/B8/B9/B12/B17/B18/B19/B20/B26/B28/B32
  • LTE (TDD): B34/B38/B39/B40/B41 (2545~2655MHz)
  • UMTS (3G): B1/B2/B4/B5/B6/B8/B19
  • GSM (2G) : 850/900/1800/1900

Das Modem unterstützt LTE Cat18 und kann neben 4×4 MIMO Antennen-Technik auch bis zu 5 Frequenzbereiche via Carrier Aggregation bündeln. Im Downlink wird im LTE Netz die 256QAM Modulation unterstützt, im Uplink sind bis zu 64QAM möglich. Auch wenn nur 2×2 MIMO Antennen-Technik zur Verfügung steht und keine Frequenzbänder gebündelt werden können, sind dadurch Datenraten von bis zu 200 MBit/s im Downlink und bis zu 75 MBit/s im Uplink erreichbar – zum Beispiel im LTE-Netz der Deutschen Telekom. Für Freunde der Dual-SIM Funktion bietet das Huawei Mate 10 eine Weltneuheit: erstmals unterstützt ein Gerät LTE auf beiden SIM-Karten Slots gleichzeitig. Man kann das Mate 10 Pro somit zum Beispiel als mobilen LTE/WLAN Hotspot benutzen und gleichzeitig über VoLTE mit dem Gerät telefonieren.

Dual-SIM mit LTE beim Huawei Mate 10 Pro.
Dual-SIM mit LTE beim Huawei Mate 10 Pro.

Im Test hinterließ das Modem des Huawei Mate 10 Pro einen guten Eindruck: Datenverbindungen waren sehr schnell und der Empfang war sowohl im UMTS-Netz als auch im LTE-Netz sehr gut. Auch über WLAN waren Geschwindigkeit und Empfangsqualität gut, besonders hat hier die WLAN-Verstärker bzw. WLAN-Bridge Funktion gefallen. Damit kann man ein bestehendes WLAN-Netz als Internetzugang verwenden und über einen WLAN-Hotspot unter „neuem Namen“ an andere Geräte weiter geben.

WLAN Verstärker beim Huawei Mate 10 Pro.
WLAN Verstärker beim Huawei Mate 10 Pro.

Mate 10 Pro: Kamera

In diesem Testbericht werden bei weitem nicht alle Details des Huawei Mate 10 Pro betrachtet, doch die Leica Dual Kamera des Mate 10 Pro hat definitiv einen eigenen Abschnitt verdient. Die Kamera macht qualitativ sehr gute Bilder und kann natürlich auch bei Nacht noch gute Aufnahmen machen, so wie man es von einem aktuellen High-End Smartphone erwarten darf. Für die Bildqualität sorgen eine 20 Megapixel Schwarz-Weiß Kamera und eine 12 Megapixel Farbkamera auf der Rückseite, beide mit f1.6 Blende.
Bei der Kamera kommt laut Huawei auch die NPU (also die KI-Einheit des Prozessors) zum Einsatz, im Automatik-Modus sollen Motive schneller erkannt werden. In der Praxis ist das aber kaum merkbar, im Ergebnis machen andere aktuelle Top-Smartphones wie das Apple iPhone 8 mindestens gleich gute Bilder, auch ohne explizite Motiv-Erkennung. Aber laut Huawei „lernt“ die NPU im Laufe der Zeit hinzu.

Die Leica Dual Kamera auf der Rückseite des Huawei Mate 10 Pro.
Die Leica Dual Kamera auf der Rückseite des Huawei Mate 10 Pro.

Huawei Mate 10 Pro Test: Fazit

Dieser Testbericht deckt bewusst nicht alle Facetten des Mate 10 Pro ab, aber nach dem ausführlichen Test bleibt dennoch folgendes Fazit: Mit dem Mate 10 Pro hat Huawei ein sehr gutes Smartphone im Sortiment. Es bietet ein schickes Design, eine sehr gute Kamera und sehr fortschrittliche Funk-Technik. Etwas unklar bleibt nach dem Test noch der Nutzen der stark beworbenen NPU bzw. der KI-Funktionen. Auch der fehlende 3,5mm Klinkenstecker und der fehlende Speicherkarten-Schacht sind definitiv negative Punkte. Insgesamt stimmt das Gesamtpaket aber auf jeden Fall, im Vergleich mit dem Apple iPhone X (ab 1149 Euro) und dem Samsung Galaxy Note 8 (999 Euro) erscheint das Mate 10 Pro mit einer UVP von 799 Euro sogar noch recht moderat bepreist. Damit ist das Huawei Mate 10 Pro für die Flaggschiff-Smartphones von Apple und Samsung eine starke Konkurrenz.