Mit dem Dovado PRO hat der schwedische Router-Spezialist Dovado im Mai 2013 sein neues Spitzenmodell präsentiert. Ich hatte nun mehr als einen Monat Zeit, das Gerät auf Herz und Nieren zu prüfen – in diesem Testbericht erfahrt ihr, was den Router von Konkurrenzmodellen unterscheidet, was mir besonders gut gefällt und wo noch Verbesserungspotential besteht.
Dovado Router sind Geräte, die hauptsächlich für die Nutzung mit UMTS- bzw. LTE-Surfsticks gedacht ist. Es werden quasi alle derzeit verfügbaren USB-Modems unterstützt, neue Geräte werden laufend per Firmware-Update hinzugefügt. Während die beiden Geräte Dovado TINY und Dovado GO eher für die mobile Nutzung gedacht sind, ist der Dovado PRO für die stationäre Nutzung in einem anspruchsvollen Umfeld gedacht. Schon auf dem Datenblatt wird klar, dass man von dem Gerät viel erwarten darf:
Technische Daten: Gigabit LAN und 2x USB 2.0
Äußerlich gibt sich der Dovado PRO im klassischen Dovado-Design: ein unauffälliges Plastik Gehäuse in silber und lila. Einen Design-Preis kann man damit sicher nicht gewinnen. Doch dafür kann sich die technische Ausstattung sehen lassen, und darauf kommt es bei einem Router ja hauptsächlich an: an der Rückseite findet man vier Gigabit LAN-Buchsen, eine Gigabit WAN-Schnittstelle, zwei abnehmbare WLAN-Antennen und den Strom-Anschluss (12 Volt). Daneben gibt es noch einen Reset-Knopf und einen Schiebe-Regler, mit dem man das USB-Modem an- und ausschalten kann.
Auf der Front sind neben diversen LEDs (unter Anderem für Power, SMS, LAN und WAN) zwei USB 2.0 Schnittstellen angebracht. Im Normalfall wird am einen USB-Anschluss der Surfstick eingesteckt und der andere Anschluss steht je nach Bedarf etwa für ein USB-Speichermedium oder etwa eine Netzwerk-Steckdose zur Verfügung. Die USB-Anschlüsse können – wie so viele Funktionen des Dovado PRO – per Remote-Fernbedienung gesteuert werden, etwa über SMS oder über Apps für Android und iOS. Die Position der USB-Ports an der Front des Routers finde ich übrigens nicht sehr gelungen, denn dadurch wird das Gerät endgültig untauglich für die stilvolle Positionierung in den eigenen vier Wänden.
Drahtlos verbunden mit WLAN 802.11n und LTE Kat. 4
Durch die vier Gigabit LAN-Anschlüsse eignet sich der Dovado PRO ideal für die Nutzung von LTE-Verbindungen. Insbesondere LTE Kategorie 4 mit bis zu 150 MBit/s im Download macht auf dem Dovado PRO richtig Sinn (auch wenn diese Ausbaustufe in Deutschland aktuell noch nicht verfügbar ist). In Schweden wurden mit einem Huawei E3276 Surfstick schon rund 140 MBit/s im Download über den Dovado PRO Router gemessen, in Deutschland habe ich mit dem Huawei E3276 im LTE-Netz der Deutschen Telekom auf 1800 MHz immerhin rund 92 MBit/s erreicht.
Über WLAN wird man diese extrem hohen Geschwindigkeiten aber vermutlich nicht so oft sehen, denn hier sind maximal 300 MBit/s brutto bei Nutzung von 40 MHz Funkspektrum im 2,4 GHz Bereich möglich. In meinem Test gab es die 300 MBit/s auch nur sehr selten, meistens zeigte Windows schon 5 Meter vom Router entfernt nur rund 240 – 270 MBit/s brutto an.
Leider wird das 5 GHz Band nicht unterstützt, sodass insbesondere im städtischen Raum mit zusätzlichen Störungen durch andere WLAN-Accesspoints gerechnet werden muss, was die Geschwindigkeit nochmals einschränkt. Auch WLAN 802.11ac („Gigabit-WLAN“) hätte dem Dovado PRO sehr gut zu Gesicht gestanden…
Einrichtung: fast jedes USB-Modem nutzbar
Es ist schon fast eine Tradition bei Dovado, dass die Router regelmäßig Firmware-Updates bekommen und dadurch stets die neuesten und schnellsten USB-Surfsticks unterstützt werden. Insbesondere wenn man sich stark für mobiles Internet interessiert und immer neue Hardware nutzen möchte, lernt man das sehr schnell zu schätzen. Doch es gibt auch Surfsticks, die nicht funktionieren: etwa der Huawei E3331 Ultra-Stick oder der Huawei E303 HiLink. Eine genaue Liste, welche Surfsticks funktionieren, findet man auf der Dovado Webseite.
Die Inbetriebnahme ist je nach verwendetem Netzbetreiber und Modem etwas einfacher oder komplizierter. Im Normalfall erkennt der Dovado PRO den Netzbetreiber automatisch und stellt bereits den APN entsprechend ein, sodass man nur noch die SIM-PIN eingeben muss. Doch das klappt nicht immer perfekt, da man bei Vodafone SIM-Karten zum Beispiel die Wahl zwischen dem WebSessions-APN und dem normalen web.vodafone.de APN hat. Hier wird also etwas Vorwissen vorausgesetzt.
Ein Setup-Wizard führt bei Bedarf durch die Erstinstallation des Dovado PRO. Hier kann zum Beispiel die WLAN-SSID und die Verschlüsselung direkt angepasst werden, ebenso die Sprache im Webinterface. Mit einem Neustart werden die Einstellungen übernommen.
Welche Einstellungsmöglichkeiten für das Modem gegeben sind, hängt vom Modell ab. Bei allen Surfsticks lässt sich der Betriebsmodus (etwa „LTE only“) festlegen, bei einigen speziellen wie dem Huawei E398 / Telekom Speedstick LTE / Vodafone K5005 sogar das Frequenzband. Die aktuelle Empfangsstärke und Technologie wird stets im Webinterface angezeigt.
Extrem umfangreiches Webinterface
Zum Webinterface gibt es so viel positives zu sagen, da fange ich am besten erst mal mit den beiden negativen Punkten an, die mir öfters aufgefallen sind: zum einen muss der Router für diverse Einstellungen immer neugestartet werden, was auf Dauer doch schon sehr nervig ist, wenn man viel konfigurieren möchte. Zum anderen ist das Design im Webinterface kaum vorhanden, d.h. Dovado hat sich hier keine Mühe gegeben, um eine besonders ansprechende Oberfläche zu bieten.
Doch insbesondere der zweite Kritikpunkt hat auch Vorteile: durch die vollständige Konzentration der Entwickler auf die Funktionalität ist der Funktionsumfang wirklich enorm. Zum Abschluss dieses Testberichtes stand die Firmware 7.0 RC8 zur Verfügung, welche im Vergleich zur vorherigen Version 6.x nochmals einen deutlich erweiterten Funktionsumfang vor Allem im Bereich VPN besitzt.
Im oberen Bereich der Benutzeroberfläche werden stets die gleichen Informationen angezeigt: Datum, Uhrzeit, Signalstärke, SMS, verbrauchtes Volumen und welche Verbindung genutzt wird, also USB-Modem oder WAN-Anschluss. In der seitlichen Navigationsleiste gibt es die folgenden Punkte: Home, Internet, Modem, WAN, LAN, WLAN, VPN, SMS, NAS, Automation, Position, System, Upgrade, Restart und Logout. Des Weiteren sind Links zur Dokumentation, zur Web-Anleitung sowie zur PDF-Anleitung hinterlegt.
Im Menüpunkt Internet hat man die Möglichkeit, die Internetverbindung entweder über den USB-Port via USB-Modem oder über den WAN-Port zu holen. Weiterhin gibt es einen Bridge Mode, bei dem der Dovado PRO die IP-Adresse vom Mobilfunknetz direkt an ein angeschlossenes Gerät weiter gibt (hier kann natürlich nur ein einziges Endgerät über LAN/WLAN angeschlossen sein).
Der Connection Tracker ist ein sehr praktisches Tool, welches anhand von drei beliebig festgelegten IP-Adressen in kurzen Intervallen die Verfügbarkeit der Internetverbindung überprüft. Wenn man zum Beispiel eine recht instabile DSL-Verbindung hat, dann kann man dem Dovado PRO sagen, dass er sich entweder neu einwählen soll, den kompletten Router neustarten soll oder das er die Verbindung von WAN auf USB bzw. umgekehrt switchen soll, sodass jederzeit eine funktionierende Internetverbindung zur Verfügung steht.
Der Menüpunkt „Traffic“ stellt die Internetnutzung bzw. das verbrauchte Datenvolumen über das USB-Modem gut strukturiert dar. Es wird jeweils der aktuelle Monat und der vorige Monat angezeigt, aufgeteilt nach Upload- und Download-Volumen sowie Gesamtvolumen. Dazu gibt es die Möglichkeit, sich per SMS oder E-Mail bei einem bestimmten Volumenverbrauch informieren zu lassen. Auch die Berechnung des Volumens zwischen 1000 bzw. 1024 Kilobyte lässt sich einstellen, genau wie der Tag, an dem der Dovado PRO neu anfängt zu zählen (falls der Rechnungszyklus vom Kalendermonat abweicht.
SMS Remote Control
Eine einzigartige Funktion stellt die Fernbedienung des Dovado PRO via SMS dar. Im Menüpunkt „SMS“ findet man nicht nur den Posteingang, ein Adressbuch und die Möglichkeit, selbst SMS zu versenden, auch die Fernsteuerung des Routers ist nach einer kurzen Konfiguration problemlos möglich. Dazu muss im Unterpunkt „Remote Control“ zuerst die Remote-Funktion aktiviert werden und eine bzw. mehrere Rufnummern eingetragen werden, von der der Dovado PRO Befehle erhalten und ausführen darf. Mit einem Haken aktiviert man dann Befehle wie zum Beispiel „Status“, „Restart“ oder „Upgrade“. Anders herum kann der Router selbstständig SMS an eine oder mehrere Rufnummern senden, um zum Beispiel über eine neue Firmware oder das Volumen-Limit zu informieren.
Ein mögliches Anwendungsbeispiel: via Smartphone sendet man eine SMS mit dem Befehl „Upgrade“ an die SIM-Karte im Modem, welches an den Dovado PRO angeschlossen ist. Daraufhin startet der Router eigenständig das Firmware Update auf die neueste Firmware. Auch für Heimvernetzung ist die SMS-Fernbedienung interessant: so kann man zum Beispiel seine Lampen im Haus aus der Ferne per SMS anschalten, wenn diese mit einer Steckdose per USB mit dem Router verbunden sind.
Home Automation: den Strom per App oder SMS einschalten
Als Anwendungsfall für die umfangreichen Funktionen im Bereich Heimvernetzung habe ich eine Steckdosenleiste per USB mit dem Dovado PRO Router verbunden. Es handelt sich um das Modell Gembird EnerGenie EG-PMS2, welches mit vier einzeln programmierbaren und schaltbaren Steckdosen sowie zwei separaten, nicht steuerbaren Steckdosen bestückt ist. Mit rund 28 Euro ist dieses „Gadget“ seinen Preis absolut wert, denn in Verbindung mit dem Dovado PRO ist das Teil schon sehr faszinierend.
Die Einrichtung geht eigentlich ganz einfach, aber ich scheiterte trotzdem im ersten Versuch und musste den Dovado Support kontaktieren. Im Grunde muss für jede einzelne Steckdose (also für insgesamt vier bei der oben genannten Gembird Leiste) ein eigener „Punkt“ angelegt werden. Sobald man das gemacht hat, kann man die Steckdosen ganz einfach im Webinterface, per Smartphone App, via SMS oder über ein PC-Programm steuern.
Das mag sich alles noch recht fremd anhören, aber es ist wirklich spannend und irgendwie auch die Zukunft. Ein mögliches Anwendungsszenario besteht zum Beispiel darin, dass man in einem Ferienhaus aus der Ferne bereits das Licht oder die Klimaanlage einschalten kann, ohne dass es dazu zwingend eines DSL-Anschlusses bedarf.
Weitere Funktionen und Tipps
Der Dovado PRO hat noch viele weitere Funktionen, auf die ich aber nicht detailliert eingehen möchte, da es sonst zu lang wird. Trotzdem noch ein paar interessante Fakten: über den Menüpunkt „System“ lassen sich weitere Webinterface-Nutzer mit separatem Benutzernamen und Passwort und mit eigenständigen Rechten einrichten. Firmware-Updates müssen künftig nicht mehr mühsam von der Dovado Webseite heruntergeladen werden, sondern können ganz einfach im Menüpunkt „Upgrade“ über das „Live Upgrade“ vom Router automatisch bezogen werden.
Ein Tipp zum WLAN: bei Auslieferung ist hier lediglich eine Kanalbandbreite von 20 MHz eingestellt. Wenn man die maximal möglichen 300 MBit/s erreichen möchte, sollte die Kanalbandbreite auf 40 MHz eingestellt werden.
Fazit zum Dovado PRO: viele Stärken, aber auch Schwächen
Der Dovado PRO ist ein Produkt für eine recht spezielle Zielgruppe. Wer eine möglichst einfache Bedienung und gutes Design sucht, ist mit dem Router definitiv nicht gut bedient. Auch wenn man unbedingt WLAN auf 5 GHz oder gar WLAN nach dem ac-Standard haben möchte, sollte man lieber zu einem anderen Gerät greifen.
Doch insbesondere für Nutzer von Internet über UMTS und LTE bietet das Gerät sehr viele Funktionen, die auf dem Markt einzigartig sind. Ganz besonders hervorzuheben sind hier die Remote-Funktionen und die vielfältigen Möglichkeiten zur Home-Automation. Bei vielen Nutzern wird aber die Router-Funktionalität im Vordergrund stehen und hier schlägt sich das Gerät sehr gut: sowohl über UMTS als auch über LTE sind schnelle, stabile Verbindungen möglich.
Aktuell ist der Dovado PRO Router für etwa 120 Euro im Onlinehandel erhältlich, zum Beispiel bei Amazon.de:
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