Seit Anfang Juni 2017 ist mit der AVM FRITZ!Box 7590 ein neuer Modem-Router erhältlich. Das Gerät ist das neue Flaggschiff von AVM für klassische DSL- und VDSL-Anschlüsse und damit Nachfolger der FRITZ!Box 7490. Besondere Merkmale der FRITZ!Box 7590 sind vor allem das Supervectoring Modem und das schnelle WLAN mit MU-MIMO Antennen-Technik. Auch beim Gehäuse-Design ist alles neu – nur die FRITZ!OS Software sieht genau so aus wie bei früheren AVM Router-Modellen.
Neues Design? Gefällt!
Von außen ist die AVM FRITZ!Box 7590 sofort als solche zu erkennen, ist sie doch bislang die erste und einzige Box mit dem neuen, keilförmigen Design. Natürlich ist Design immer Geschmacksache, aber bislang scheinen die Rückmeldungen durchweg positiv zu sein und auch mir gefällt das neue Design sehr gut. Auf der Front dominiert die Farbe weiss, nur die Lüftungsgitter sind im typischen rot eingefärbt.
Die Rückseite ist grau und besteht im Grunde aus einem großen Lüftungsgitter, damit die Wärme gut abtransportiert werden kann. Mit 250 x 184 x 48 mm ist die FRITZ!Box 7590 übrigens in jeder Dimension etwas größer als der Vorgänger 7490. Eine Wandmontage ist problemlos möglich, die 7590 ist dafür vorbereitet und der Loch-Abstand entspricht dem früherer FRITZ!Box Modelle von AVM.
Im Lieferumfang findet man neben der FRITZ!Box 7590 selbst noch das Netzteil, ein 4m langes DSL-Anschlusskabel, ein 4,25m langes DSL-Telefon-Anschlusskabel (für klassische Anschlüsse mit Splitter), ein 1,5m langes LAN Kabel, und je einen Adapter für TAE/RJ11 und TAE/RJ45. Außerdem gibt es eine deutschsprachige Schnellstart-Anleitung, eine kleine Broschüre zum Zubehör und eine Info-Karte für die voreingestellten Passwörter.
Anschlüsse und Telefon
Auf den Seiten der AVM FRITZ!Box 7590 findet man einen TAE-Anschluss für ein analoges Telefon sowie einen USB 3.0 Anschluss. Alle weiteren Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite. Dazu gehören der Anschluss für das externe Netzteil (durchschnittliche Leistungsaufnahme laut AVM, nicht nachgemessen: 9-10 Watt), vier RJ45 Gigabit LAN Anschlüsse, ein zweiter USB 3.0 Anschluss und ein RJ45 Gigabit WAN Anschluss. Außerdem gibt es 2 RJ11 Anschlüsse für analoge Telefongeräte, wobei mittels des beiliegenden RJ11 auf TAE Adapters auch zwei TAE-Endgeräte angeschlossen werden können. Ein ISDN-S0 Anschluss ermöglicht die Verbindung zu einer bestehenden Telefonanlage bzw. Zu einem ISDN-Telefon.
Die Telefonanlage funktionierte im Test zuverlässig, Neuigkeiten oder Änderungen im Vergleich zu bisherigen AVM Geräten gibt es aber nicht. Maximal 6 DECT Telefone können gleichzeitig drahtlos mit der FRITZ!Box 7590 verbunden werden. Die vielen Mermale wie die integrierte Faxfunktion oder der sehr gute Anrufbeantworter sind weiterhin ein großer Vorteil der AVM Geräte, werden aber hier nicht weiter beschrieben, da es wie gesagt zu früheren FRITZ!Box Modellen keine Neuerungen gibt. Ein Hinweis auf die AVM Webseite mit den technischen Daten soll daher genügen.
Modem & Internetzugang
Die FRITZ!Box 7590 bietet insgesamt vier Möglichkeiten für den Internetzugang, das integrierte DSL-Modem ist sicherlich die davon am meisten genutzte. Wie schon in der Einleitung erwähnt, unterstützt die FRITZ!Box 7590 den neuen VDSL Supervectoring Standard (VDSL2 Profil 35b), dank erweitertem Frequenzspektrum können theoretisch bis zu 300 MBit/s im Downlink mit der Technik erreicht werden. Aktuell kann man Supervectoring in Deutschland aber noch bei keinem Anbieter buchen, daher konnte für diesen Test natürlich auch kein Supervectoring Anschluss getestet werden. Stattdessen lief die 7590 im Test an zwei VDSL 50 Anschlüssen für jeweils 8 Tage im Dauerbetrieb (Telekom sowie alternativer Anbieter, beides IP Anschlüsse). Mit der neuesten Firmware lief die Box sehr stabil und lieferte die volle Datenrate von 50 MBit/s im Downlink und 10 MBit/s im Uplink, die im Webinterface angezeigte Leitungskapazität entsprach in etwa etwa der des Vorgänger-Modells (FRITZ!Box 7490). Anfangs gab es wohl nach Angaben diverser Erst-Nutzer ein Problem mit abbrechenden Verbindungen in Zusammenhang mit Uploads, dies wurde aber wohl mit einem Firmware-Update recht schnell behoben.
Eine weitere Möglichkeit, die AVM FRITZ!Box 7590 mit dem Internet zu verbinden, ist der Gigabit WAN Port auf der Rückseite des Gerätes. Hier kann man ein externes Modem (z.B. Kabel- oder Glasfaser-Modem) anschließen. Bei früheren Modellen gab es den separaten WAN Port nicht, dort musste noch der LAN1 Port „umgewidmet“ werden, sodass nur noch drei LAN Anschlüsse zur Verfügung standen. Die FRITZ!Box 7580 war die erste FRITZ!Box mit einem extra WAN Port.
Weitere Möglichkeiten zum Internetzugang: man kann ein vorhandenes WLAN-Netzwerk als Zugang verwenden und es gibt die Möglichkeit, Internet via Mobilfunk zu empfangen. Für Mobilfunk gibt es zwei recht einfache Lösungen: entweder man verwendet einen USB Surfstick, wie oben im Bild, oder man nutzt ein Android Smartphone und verbindet dieses via USB Tethering mit der FRITZ!Box 7590. Beides funktionierte im Test zuverlässig.
Verbesserungen beim WLAN
Beim WLAN hat sich im Vergleich zum Vorgänger FRITZ!Box 7490 einiges getan. Die Brutto-Datenrate liegt nun bei rund 2,5 GBit/s anstatt bei 1,3 GBit/s, möglich wird dies vor allem durch die 4×4 MIMO Antennen-Technik. Im 5 GHz Frequenzbereich sind bis zu 1.733 MBit/s möglich, im 2,4 GHz Bereich können immerhin 800 MBit/s erreicht werden. Wie bei WLAN üblich werden diese Brutto-Datenraten in der Realität nur unter sehr guten Bedingungen erreicht, der netto Datendurchsatz liegt zudem deutlich darunter. Im Test stand leider kein WLAN-Endgerät mit 4×4 MIMO Antennen-Technik zur Verfügung, daher konnte die maximale Geschwindigkeit nicht geprüft werden. Das ist übrigens ein generelles Problem, die allermeisten Laptops haben maximal 3×3 MIMO Antennensysteme verbaut und bei Smartphones ist oft nur 2×2 MIMO möglich, sodass die Geschwindigkeit deutlich unter dem maximal möglichen liegt. Was sich im Test dennoch positiv gezeigt hat: die WLAN-Reichweite war zwar nicht merkbar besser als beim Vorgänger 7490, die durchschnittliche Geschwindigkeit jedoch oftmals schon. Bei gleicher Entfernung konnte meistens ein geringfügig höherer Datendurchsatz festgestellt werden.
Viel interessanter als die hohen Datenraten dürfte in vielen Haushalten die Multi-User MIMO (MU-MIMO) Technologie sein, welche die AVM FRITZ!Box 7590 ebenfalls unterstützt. Bis zu vier Geräte können gleichzeitig mit der maximal verfügbaren Bandbreite versorgt werden, beim bislang üblichen Single-User MIMO (SU-MIMO) wurden die Geräte nacheinander versorgt. Übertragen mehrere Geräte gleichzeitig große Mengen an Daten im WLAN, so kann MU-MIMO ein echter Vorteil sein, da die verfügbare Datenrate pro Gerät mit MU-MIMO deutlich ansteigt.
Nachteil: das WLAN-Endgerät muss MU-MIMO ebenfalls unterstützen, was insbesondere bei älteren Geräten nicht der Fall ist. Aktuelle Android Smartphones wie das Samsung Galaxy S8 oder in Laptops integrierte WLAN-Karten können es aber oft schon und ansonsten kann man zum Beispiel auch den WLAN USB Stick von AVM (FRITZ!WLAN Stick AC 430 MU-MIMO) verwenden. Aber auch Endgeräte ohne MU-MIMO profitieren, wenn zumindest ein oder zwei MU-MIMO fähige Geräte im Netz sind, denn auch für sie wird die Wartezeit reduziert.
USB Geschwindigkeit und NAS
Ein Kritikpunkt war bei früheren FRITZ!Box Modellen oft die Geschwindigkeit der USB-Anschlüsse. Ich habe mir ausführlich Zeit genommen, um die FRITZ!Box 7590 auf diesen Punkt hin zu testen und gleich vorweg kann ich sagen, das – mit der richtigen Konfiguration – eine deutliche Verbesserung sichtbar war. So wurden mit einem USB 3.0 Speicherstick Geschwindigkeiten von rund 22 MB/s beim Schreiben von Daten und rund 70 MB/s beim Lesen von Daten erreicht. Für den Test habe ich die ext3 Formatierung gewählt, laut AVM liefert das die besten Datenraten. Und tatsächlich: mit NTFS-Formatierung waren beim gleichen Stick nur noch etwa 15 MB/s Schreibgeschwindigkeit und rund 30 MB/s Lesegeschwindigkeit möglich. Beides wurde sowohl mit einem mehrfach Windows-Rechner als auch mit einem Apple Computer getestet, angeschlossen jeweils über Gigabit LAN an der FRITZ!Box 7590. Wichtig: standardmäßig sind die USB Anschlüsse als USB 2.0 konfiguriert, man muss via FRITZ!OS Oberfläche manuell auf USB 3.0 umstellen.
Mit den deutlich verbesserten Geschwindigkeiten am USB-Anschluss eignet sich die FRITZ!Box 7590 durchaus als Netzwerkspeicher im Heimnetzwerk, insbesondere wenn man die ext3 Formatierung auf dem Speichermedium nutzt. Problem bei ext3: an Rechnern mit Windows und Mac OS ist der Stick bzw. die Festplatte dann nicht mehr ohne Zusatz-Software nutzbar, da die Betriebssysteme ext3 nicht erkennen. Viel besser wäre es, wenn AVM endlich exFAT als Dateisystem unterstützen würde, dieses wird von Mac OS und von Windows unterstützt und ist bei vielen USB-Speichermedien und externen SSDs als Standard-Formatierung voreingestellt.
AVM FRITZ!Box USB Speed Test | ||||
---|---|---|---|---|
lesen ext3 | schreiben ext3 | lesen ntfs | schreiben ntfs | |
FRITZ!Box 7590, USB 2.0 | 40 MB/s | 27 MB/s | 27 MB/s | 13 MB/s |
FRITZ!Box 7590, USB 3.0 | 70 MB/s | 27 MB/s | 27 MB/s | 13 MB/s |
FRITZ!Box 7490, USB 2.0 | 15 MB/s | 9 MB/s | 12 MB/s | 7,5 MB/s |
FRITZ!Box 7490, USB 3.0 | 16 MB/s | 11 MB/s | 12 MB/s | 12,5 MB/s |
Gemessen mit: 1 GB .mp4 File, USB 3.0 Stick, Gigabit Ethernet an Win10 Rechner |
Wer ab und zu mal ein paar Fotos im Heimnetzwerk teilen möchte oder ab und zu mal einen Film auf den Fernseher streamen möchte, fährt mit einem USB-Speicher an der FRITZ!Box 7590 sicher sehr gut. Wer intensiv mit dem Netzwerkspeicher arbeiten möchte, oft große Datenmengen überträgt und auf hohe Geschwindigkeiten angewiesen ist oder gar ein Backup-Medium braucht, sollte auch in Zukunft ein externes NAS verwenden, welches dann über Gigabit Ethernet mit dem AVM Router verbunden wird.
Fazit
Die FRITZ!Box 7590 hat sich im Test als zuverlässiger VDSL Router herausgestellt. Das neue Design kann überzeugen, die FRITZ!OS Software ist nach wie vor einwandfrei und dank deutlich verbesserter USB-Datenraten ist die neueste FRITZ!Box endlich auch als Netzwerk-Speicher ernsthaft einsetzbar. Man muss allerdings auch sehen, dass die AVM FRITZ!Box 7590 ihrer Zeit etwas voraus ist. Das Supervectoring Modem werden die ersten Nutzer frühestens irgendwann im zweiten Halbjahr 2018 nutzen können, erst dann möchte die Telekom die Technik in Deutschland vermarkten. Beim WLAN lassen sich die hohen Geschwindigkeiten nur mit sehr wenigen Endgeräten voll ausnutzen, hier wird es wohl auch noch einige Jahre dauern, bis die breite Masse profitiert. Daher dürfte für viele Interessenten – zumindest in den nächsten Monaten, bis der Preis der FRITZ!Box 7590 etwas gefallen ist – das Vorgänger-Modell FRITZ!Box 7490 (Testbericht auf maxwireless.de) immer noch das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.
Price: 329,00 €
28 used & new available from 146,80 €