Bislang hat sich der deutsche Router-Hersteller AVM bei seinen Mobilfunk Router Modellen auf reine LTE Router beschränkt, mit der neuen FRITZ!Box 6820 LTE ändert sich dies nun. Die FRITZ!Box 6820 unterstützt als erster AVM Router alle drei Mobilfunk-Standards, also GSM, UMTS und LTE. Rein optisch erinnert das Gerät stark an die FRITZ!Box 6810 LTE aus dem Jahr 2013, doch technisch hat sich einiges geändert. In einem ausführlichen Test von maxwireless.de mit SIM-Karten aller deutschen Anbieter musste die FRITZ!Box 6820 LTE zeigen, was in ihr steckt.
Design, Verarbeitung und Lieferumfang
Die AVM FRITZ!Box 6820 LTE hat das Gehäuse von ihrem Vorgänger-Modell FRITZ!Box 6810 geerbt, das ist schon auf den ersten Blick sichtbar. Der Router ist mit Abmessungen von 64 x 99 x 134 Millimetern vergleichsweise klein und kompakt und ist dank rot-weißem Design optisch attraktiv, sodass man das Modell nicht sofort im Schrank verstecken muss, sondern auch bedenkenlos auf der Kommode aufstellen kann. Anders als viele andere FRITZ!Box Modelle wie etwa die 6840 LTE ist die 6820 LTE nicht für den „liegenden“ bzw. „hängenden“ Betrieb konzipiert, sondern wird „stehend“ betrieben. Die Verarbeitung ist gut, scharfkantige Bauteile sucht man vergeblich.
Im Lieferumfang ist neben der FRITZ!Box 6820 LTE natürlich noch ein Netzteil enthalten, denn einen eingebauten Akku zur mobilen Nutzung besitzt das Gerät nicht. Laut AVM hat der Mobilfunk-Router eine Leistungsaufnahme von im Schnitt unter 6 Watt. Außerdem werden ein 1,5 Meter langes Flachband LAN-Kabel sowie eine kurze Installationsanleitung mitgeliefert. Wichtige Daten wie WLAN-Name, WLAN-Passwort und Geräte-Passwort sind übersichtlich auf einer Service-Karte notiert, können aber auch direkt auf der Unterseite der FRITZ!Box abgelesen werden.
LTE mit bis zu 150 MBit/s
Bei der FRITZ!Box 6820 LTE setzt AVM auf ein Modem, welches LTE der Kategorie 4 mit einer Geschwindigkeit von bis zu 150 MBit/s nutzen kann. Das ist zwar nicht schlecht, aber leider auch nicht besonders aktuell, denn LTE der Kategorie 6 mit 300 MBit/s ist bereits seit 2014 in Deutschland verfügbar und die Netzbetreiber Vodafone und Deutsche Telekom planen für 2016 sogar mit LTE Cat11 bzw. LTE Cat12. Man bekommt also in jedem Fall ein schnelles Modem, Potenzial nach oben wäre dennoch vorhanden gewesen.
Im Praxis-Einsatz im LTE-Netz auf 800 MHz waren über Vodafone sowie Telefónica O2 bei gutem Empfang Datenraten von bis zu 55 MBit/s im Downlink und 25 MBit/s im Uplink möglich, die Latenzzeiten lagen zwischen 17 und 30 Millisekunden. Im Telekom LTE Netz auf 1800 MHz konnten bis zu 140 MBit/s im Downlink und bis zu 45 MBit/s im Uplink erzielt werden, hier lag der Ping oftmals bei circa 20 Millisekunden.
Neben dem 4G LTE Netz unterstützt die AVM FRITZ!Box 6820 auch die älteren 2G und 3G Netze, also GSM und UMTS. Im GSM-Netz ist der Datenbeschleuniger EDGE mit rund 200 Kilobit/s möglich, im UMTS-Netz wird DC-HSPA+ mit bis zu 42,2 MBit/s im Download und bis zu 5,76 MBit/s im Upload unterstützt. Speedtests bei gutem UMTS Empfang mit einer Telekom Daten-Karte ergaben Geschwindigkeiten von rund 28 MBit/s im Downlink und 4,6 MBit/s im Uplink über UMTS, die Latenzzeiten lagen um 30 Millisekunden.
Die Empfangsqualität der AVM FRITZ!Box 6820 ist gut, aber nicht perfekt. Insbesondere im Bereich um 800 MHz waren mit anderen Geräten wie etwa dem Huawei E3372 LTE Surfstick am gleichen Standort höhere Datenraten möglich – schon alleine deshalb, weil sich die FRITZ!Box im Automatik-Modus recht schnell in das UMTS Netz eingebucht hat, das Huawei Modem aber im LTE-Betrieb verblieb. In solchen Situationen würde sich die Nutzung einer externen LTE Antenne anbieten, doch AVM hat leider auf entsprechende Anschlüsse für eine externe Antenne verzichtet. Wer sich traut und mit dem Verlust der Garantie seitens AVM leben kann, der findet jedoch ein entsprechendes Umbau-Kit im Netz.
Unterstützte Frequenzbereiche und Roaming
Die AVM FRITZ!Box 6820 LTE eignet sich nicht nur für den stationären Einsatz in der Firma oder im Eigenheim, auch der Einsatz im Ferienhaus im Ausland ist problemlos möglich. Voraussetzung dafür ist natürlich ein entsprechender Roaming Datentarif oder eine ausländische SIM-Karte mit Daten-Option. Vor der Nutzung im Ausland mit einer deutschen SIM-Karte muss man im Webinterface ein Häkchen bei „Datenroaming“ setzen. Bei Auslieferung ist Roaming deaktiviert, damit sich der Router in Grenznähe nicht ungewollt in ausländische Mobilfunk-Netze einwählt.
Die FRITZ!Box 6820 LTE unterstützt diverse LTE Frequenzbereiche: zusätzlich zu den drei in Deutschland verwendeten Frequenzbändern 20, 3 und 7 (800, 1800, 2600 MHz) wird LTE noch auf Band 5 (850 MHz), Band 8 (900 MHz) und Band 1 (2100 MHz) unterstützt. Damit dürfte auch der Einsatz in einigen asiatischen Ländern sowie bei einigen Anbietern in Australien, Neuseeland und Afrika möglich sein. Besonders erwähnenswert: die FRITZ!Box 6820 LTE kann auf Wunsch auf ein bestimmtes Frequenzband festgelegt werden, sodass nur dieses Band genutzt wird. Das ist zum Beispiel dann sinnvoll, wenn ein Anbieter mehrere Funkzellen auf unterschiedlichen Frequenzbereichen am gleichen Standort aktiviert hat, der Router aber anstatt der Zelle mit der höchsten Geschwindigkeit die Zelle mit dem besten Empfang wählt.
WLAN und Gigabit Ethernet
Im Vergleich zur FRITZ!Box 6810 hat AVM bei der 6820 auf die Telefon-Funktion verzichtet, DECT Funk und einen analogen Telefon-Anschluss sucht man also vergeblich. Dafür gibt es nun einen Gigabit Ethernet Anschluss auf der Rückseite des Routers, wo vorher nur ein 100 MBit/s Fast Ethernet Port zu finden war. Dieser Gigabit LAN Anschluss ist aber natürlich auch notwendig, um die volle LTE Geschwindigkeit von 150 MBit/s an angeschlossene Endgeräte übertragen zu können. Wer mehr als einen RJ45 Anschluss benötigt, sollte einfach einen Switch mit der FRITZ!Box 6820 LTE verbinden – oder das integrierte WLAN nutzen, denn damit sind theoretisch Datenraten von bis zu 450 MBit/s möglich.
Beim WLAN gibt es sowohl positives als auch negatives zu berichten. Doch zuerst das positive: die WLAN Verbindung ist dank 3×3 MIMO bis zu 450 MBit/s schnell und die Reichweite ist wirklich ordentlich, in etwa auf dem Niveau der FRITZ!Box 7490. Das WLAN ist ab Werk sicher verschlüsselt und über die Software lässt sich eine sehr flexible Zeitsteuerung einrichten, sodass das Funknetz automatisch ein- bzw. ausgeschaltet werden kann. Auch besteht die Möglichkeit, ein Gastnetzwerk einzurichten, welches separat vom privaten WLAN Netz läuft.
Negativ: die AVM FRITZ!Box 6820 LTE kann nur den WLAN Frequenzbereich um 2,4 GHz nutzen, 5 GHz ist nicht möglich und damit muss man auch auf den aktuellen WLAN Standard 802.11ac verzichten. Das ist für den Heimgebrauch in den meisten Fällen nicht weiter tragisch, doch wer den Router in einem Gebiet mit vielen bereits bestehenden 2,4 GHz WLAN Netzen verwenden möchte, könnte unter Umständen mit Störungen konfrontiert werden. Auch für den Einsatz auf Veranstaltungen und Messen ist das 2,4 GHz Band weitestgehend ungeeignet, so zumindest die Erfahrung aus den letzten Jahren.
Konfiguration und Webinterface
Die FRITZ!Box 6820 LTE ist der erste Router von AVM, der bereits ab Werk mit der neugestalteten Benutzeroberfläche vom Fritzbox-Betriebssystem FRITZ!OS ausgestattet ist. Bislang war die neue Oberfläche nur als Firmware-Update für das VDSL Topmodell FRITZ!Box 7490 erhältlich. Der Vorteil des neuen Designs: die Optik ist wesentlich moderner und die Nutzung ist auf jedem Endgerät möglich, da die Darstellung an die Displaygröße angepasst wird.
Ab Werk ist das Webinterface mit einem Passwort geschützt, dieses findet man entweder auf der mitgelieferten Hinweis-Karte oder auf dem Aufkleber auf der Unterseite des Routers. Nachdem man die SIM-Karte eingelegt und die FRITZ!Box 6820 LTE mit dem Netzteil verbunden hat, muss man sich mit einem Browser unter der Adresse „fritz.box“ anmelden und wird dann durch eine kurze Inbetriebnahme-Prozedur geführt, bei der man zum Beispiel den SIM-PIN eingeben muss und den Anbieter auswählt. Bereits nach wenigen Augenblicken ist der Router mit dem Internet verbunden und man kann bei Bedarf weitere Einstellungen vornehmen, etwa beim WLAN Zugang.
Besonders lobenswert sind die Informationen und Einstellungsmöglichkeiten beim Internetzugang. Die FRITZ!Box 6820 LTE zeigt interessante Informationen zur Funkverbindung wie etwa die Netztechnologie, die Cell-ID sowie die Zellbandbreite. Auch eine Netzliste, also eine Auflistung aller beim eigenen Anbieter am Standort verfügbaren Mobilfunk-Zellen, lässt sich aufrufen.
Wenn man den Router auf besonders gute Geschwindigkeiten trimmen möchte, bietet sich die Nutzung der Ausrichthilfe an. Diese kennen einige vielleicht bereits von älteren AVM FRITZ!Box LTE Modellen, sie hilft durch exakte Darstellung der Signalstärke der beiden integrierten LTE-Antennen den passenden Standort für den Router zu finden.
Fazit zur FRITZ!Box 6820 LTE
Mit der FRITZ!Box 6820 LTE hat AVM eine interessante Ergänzung zu den bereits verfügbaren LTE Router Modellen auf den Markt gebracht. Für das Gerät spricht vor allem die hervorragende FRITZ!OS Software mit vielen Informationen und Einstellungsmöglichkeiten – das bietet in dieser Art weltweit kein anderer Hersteller. Doch auch das Modem verrichtet seine Arbeit mit guten Datenraten, sehr guten Latenzzeiten und ordentlichem Empfang ganz gut.
Leider ist die FRITZ!Box 6820 LTE aber doch recht weit davon entfernt, der perfekte LTE Router zu sein, dafür fehlen zu viele Funktionen. Es gibt keine Telefon-Funktion und damit auch kein DECT, es gibt keinen USB Anschluss und auch auf Anschlüsse für externe Antennen muss man verzichten. Nur ein einziger LAN Anschluss erscheint etwas mager, zudem fehlt die Unterstützung für den aktuellen WLAN ac Standard und damit auch für 5 GHz WLAN. Auch das nicht ganz so aktuelle Modem kann man kritisieren, hier wäre ein LTE Cat6 Modem wirklich schön gewesen, auch wenn die Datenraten mit dem verbauten Cat4 Modem keinesfalls schlecht sind.
Alles in allem gilt aber: wem die technische Ausstattung der FRITZ!Box 6820 LTE ausreicht, der bekommt einen ausgezeichneten Mobilfunk-Router für sein Geld. Das Gerät ist derzeit (Januar 2016) ab etwa 200 Euro im Handel erhältlich.
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