Im Abstand von nur einem Jahr hat AVM mit den FRITZ!Box Modellen 7580 und 7590 zwei High-End VDSL Router auf den Markt gebracht. Beide Geräte haben ein neuartiges Design, welches sich klar von bisherigen FRITZ!Box Modellen unterscheidet, technisch gesehen sind die Geräte der 75er Serie sich aber zum verwechseln ähnlich. Bevor die FRITZ!Box 7590 im Frühjahr 2017 vorgestellt wurde, wurde die 7580 sogar als Nachfolger der erfolgreichen FRITZ!Box 7490 gesehen, doch mit diesen Titel darf sich nun die 7590 schmücken. Was die genauen Unterschiede zwischen den AVM-Modellen FRITZ!Box 7580 und FRITZ!Box 7590 sind, soll in diesem Artikel erklärt werden.
Unterschiede beim Design
Bei beiden Router-Modellen überwiegt optisch glänzendes Weiß, die Gehäuse-Form ist jedoch sehr unterschiedlich. Während die FRITZ!Box 7590 „liegend“ konzipiert ist und damit recht flach gestaltet ist, kommt die FRITZ!Box 7580 in einem stehenden Design. Letztendlich ist das natürlich Geschmacksache, rein funktionell gibt es kaum einen Unterschied, außer das die FRITZ!Box 7580 zwei analoge Telefonanschlüsse vom Typ TAE direkt im Gerät integriert hat und die FRITZ!Box 7590 den zweiten TAE-Anschluss via Adapter zur Verfügung stellt. Ansonsten sind alle Anschlüsse gleich: 4x RJ45 Gigabit LAN, 1x RJ45 Gigabit WAN, 2x RJ11, 2x USB 3.0, ISDN S0, Netzteil und DSL-Anschluss.
Sowohl die FRITZ!Box 7590 als auch die FRITZ!Box 7580 können an einer Wand montiert werden. Bei der FRITZ!Box 7580 ist die Wandmontage besonders elegant und einfach gelöst, so wird einfach die rückseitige Anschluss-Abdeckung an die Wand geschraubt und der Router aufgesteckt. Das geht schnell und einfach. Bei der FRITZ!Box 7590 muss man den Lochabstand dagegen exakt ausmessen, damit der Router problemlos an der Wand hält. Das ist mit etwas mehr Aufwand verbunden.
7590 mit Supervectoring
Das Modem der FRITZ!Box 7590 ist dem Modem in der FRITZ!Box 7580 bei der maximalen Downlink-Geschwindigkeit um das dreifache überlegen, wenn man den richtigen Anschluss hat: statt bis zu 100 MBit/s sind bei der 7590 bis zu 300 MBit/s möglich. Erreicht wird dies über die neue Supervectoring Technik (VDSL2 Profil 35b), welche allerdings erst im Jahr 2019 großflächig in Deutschland eingesetzt wird. Die Technik dahinter: statt bislang rund 17 MHz werden für Supervectoring bis zu 35 MHz Frequenzspektrum genutzt. Voraussetzung ist allerdings eine möglichst kurze Kupferleitung. Wer bislang kein VDSL mit mindestens 50 MBit/s bekommen kann, der wird vermutlich auch von Supervectoring keine Verbesserung erwarten können.
Die FRITZ!Box 7580 verzichtet auf Supervectoring und kann daher maximal 100 MBit/s im Downlink über VDSL2 mit Vectoring erreichen. Damit ist die 7580 nicht so Zukunftssicher. Wie die 7590 ist auch die 7580 abwärtskompatibel zu älteren DSL-Technologien wie ADSL und ADSL2+. Außerdem kann über den Gigabit WAN Anschluss auf der Rückseite ein externes Modem (z.B. Kabel- oder Glasfaser-Modem) für den Internetzugriff genutzt werden. Auch der Internetzugang über ein bestehendes WLAN-Netzwerk oder über Mobilfunk (via USB Surfstick oder Tethering) ist möglich.
7580 nur für IP-Anschlüsse
Ein weiterer Unterschied zwischen FRITZ!Box 7580 und 7590 betrifft die Anschluss-Arten, mit denen die Modems kompatibel sind. Die FRITZ!Box 7590 funktioniert sowohl an den heutzutage üblichen IP-Anschlüssen als auch an den alten, klassischen Telefonanschlüssen mit Splitter. Daher liegen im Lieferumfang auch zwei Kabel bei: ein normales, 4m langes DSL-Anschlusskabel und ein 4,25m langes Y-Kabel, falls ein klassischer Telefonanschluss genutzt wird. Die FRITZ!Box 7580 ist dagegen ausschließlich an IP-Anschlüssen nutzbar. Alles in allem dürfte die Anzahl der Kunden mit IP-Anschluss jedoch deutlich überwiegen, vor allem bei den Anwendern, die sich einen neuen und sehr leistungsfähigen Modem-Router für mehr als 200 Euro kaufen. Daher ist die Beschränkung auf IP-Anschlüsse bei der 7580 sicher kein großer Nachteil.
WLAN mit 4×4 MU-MIMO
Beide Router-Modelle unterstützen WLAN in den Frequenzbereichen um 2,4 GHz (bis zu 800 MBit/s) und 5 GHz (bis zu 1.533 MBit/s). Um die maximal möglichen Datenraten zu erreichen, benötigt man jedoch ein Endgerät mit 4×4 MIMO Antennen-Technik, andernfalls liegen die Geschwindigkeiten darunter. Beide Router unterstützen zudem Multi-User MIMO, dadurch können bis zu vier Geräte gleichzeitig per WLAN versorgt werden. Zum Vergleich: bislang übliche Single-User MIMO Geräte versorgen jedes Gerät nacheinander mit Daten, was sich bei mehreren WLAN-Nutzern durch eine geringere Datenrate bemerkbar macht.
Die WLAN Reichweite war im Test bei beiden Geräten in etwa identisch. Wunder sollte man – wie bei WLAN völlig üblich – nicht erwarten, insbesondere die Top-Geschwindigkeiten werden nur dann erreicht, wenn das Endgerät maximal 2-3 Meter vom Router entfernt ist. Mit der aktuellsten (Beta) Firmware beherrschen die FRITZ!Box Modelle 7580 und 7590 auch den WLAN Mesh Betrieb mit den diversen WLAN Repeater Produkten von AVM, dadurch soll eine bessere WLAN Qualität über die verschiedenen Access Points hinweg erreicht werden.
Fazit: Supervectoring macht den Unterschied
Außer dem Design und dem unterschiedlichen VDSL-Modem gibt es sonst kaum Unterschiede zwischen der FRITZ!Box 7580 und der FRITZ!Box 7590. Die FRITZ!OS Software ist identisch, bei System-Geschwindigkeit und Reaktionszeiten nehmen sich die Geräte nichts. Wenn man einen normalen IP-Anschluss hat und nicht aus irgendwelchen Gründen noch am klassischen Anschluss mit Splitter hängt, kann man seine Kaufentscheidung daher an nur zwei Fragen festmachen:
- Brauche ich ein sehr zukunftsfähiges Modem (Supervectoring)?
- Welches Design gefällt mir besser?
Die FRITZ!Box 7580 reicht für die meisten Nutzer vom Modem her sicher noch viele Jahre. Allerdings ist der Aufpreis für das deutlich zukunftssicherere Modem der 7590 derzeit nur gering (Stand Dezember 2017). Eine klare Kaufempfehlung für die 7580 kann man daher nur dann aussprechen, wenn der Preis im Vergleich zur 7590 weiter sinkt.
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