Smartphones mit Android Betriebssystem und LTE Modem gibt es wie Sand am Meer, doch als Klapphandy findet man derzeit nur ein Gerät mit dieser Ausstattung: das neue LG Wine Smart H410. Ja, ihr habt richtig gelesen: ein Klapphandy. Dazu noch mit ansatzweise aktueller Technik – das lässt den Technik-Liebhaber doch aufhorchen. Ich habe Klapphandys schon früher gerne gemocht, daher musste ich das LG Wine Smart natürlich sofort testen. Glücklicherweise hat LG mir schnell und unkompliziert ein Testgerät zur Verfügung gestellt, vielen Dank dafür! In den folgenden Absätzen gibt es einen ausführlichen Eindruck inklusive vieler Bilder von einem Smartphone mit einer fast ausgestorbenen Bauform.
Android Klapphandy mit großen Tasten
Das LG Wine Smart kostet ohne Vertrag rund 150 Euro (Stand: November 2015). Damit ist es ganz klar in die Kategorie „Einsteiger-Smartphone“ einzuordnen, man sollte an das Gerät also grundsätzlich erst mal keine allzu großen Ansprüche stellen. Dennoch gibt es einige Highlights, welche das LG Wine Smart interessant machen: es ist ein Klapphandy, es gibt große Tasten, man kann LTE / 4G nutzen und es gibt eine helle Benachrichtigungs-LED. Der Rest ist in der Preisklasse eher Standard – oder teilweise auch deutlich schlechter, doch dazu in den nächsten Absätzen dann mehr.
Mit Abmessungen von rund 118 x 59 x 17 Millimetern ist das LG Wine Smart für ein Klapphandy recht groß – das liegt vor allem an den zahlreich vorhandenen Tasten. Denn neben den normalen Wähltasten und dem Steuerkreuz gibt es auch noch die klassischen Android Tasten (Zurück, Home, Multitasking), sodass man das Gerät – zumindest theoretisch – völlig ohne Touchscreen bedienen kann. Die Tasten sind übrigens sehr gut verarbeitet und lassen sich treffsicher bedienen. Insbesondere das Steuerkreuz hinterlässt einen sehr guten Eindruck. Auch der Klappmechanismus ist stabil und zuverlässig.
Das LG WineSmart gibt es in den Farben rot oder blau, wobei der Rahmen bei beiden Geräten silberfarben ist. Das gesamte Smartphone ist aus Plastik gefertigt, wobei die farbigen Teile in Leder-Optik gehalten sind. Leider handelt es sich nur um Hartplastik, eine Soft-Touch Oberfläche hätte gut zu der Leder-Optik gepasst und hätte das ganze Gerät deutlich hochwertiger erscheinen lassen. Das Hartplastik lässt das LG WineSmart leider recht billig wirken.
Quad-Core Prozessor und LTE
Für den Preis von rund 150 Euro bekommt man beim LG WineSmart durchaus aktuelle Hardware geboten: LG hat einen Qualcomm Snapdragon 210 Chipsatz verbaut, welcher mit einem Quad-Core Prozessor daher kommt. Jeder Prozessor-Kern kann mit bis zu 1,1 GHz Taktrate arbeiten. Der Arbeitsspeicher ist 1GB groß, der interne Speicher mit 4GB jedoch recht knapp bemessen. Glücklicherweise ist eine Erweiterung des Speichers mit einer bis zu 32GB großen MicroSD Karte möglich.
Der Akku wird mittels MicroUSB Anschluss aufgeladen, ein entsprechendes Kabel und ein modulares Netzteil liegen dem Gerät natürlich bei. Der MicroUSB Anschluss liegt unten am Gerät, die Öffnung dient gleichzeitig auch zum „aufhebeln“ der Rückseite zum Einsetzen von Akku, SIM-Karte und Speicherkarte. Auch ein einfaches Headset wird mitgeliefert, der dafür nötige 3,5mm Audio-Anschluss sitzt seitlich am Gerät. Mir hätte es jedoch besser gefallen, wenn der 3,5mm Anschluss unten neben dem MicroUSB Anschluss platziert worden wäre.
Das LG WineSmart unterstützt fast alle aktuellen Funktechnologien. Für den lokalen Internetzugang steht WLAN 802.11b/g/n zur Verfügung – leider nur mit 2,4 GHz, aber bei dem Preis darf man auch nicht mehr erwarten. Über Bluetooth 4.1 kann man Musik streamen oder das Klapphandy mit seiner Freisprechanlage im Auto verbinden. Für den mobilen Internetzugriff gibt es LTE, UMTS und GSM. Die maximale Geschwindigkeit im LTE-Netz beträgt 150 MBit/s im Downlink und 50 MBit/s im Uplink, also LTE der Kategorie 4. Der Empfang ist im LTE Netz auf 800 MHz recht gut, auf Wunsch kann man LTE im Einstellungs-Menü natürlich auch deaktivieren. Das LG Wine Smart hat eine Hotspot-Funktion, die LTE-Verbindung kann also problemlos per WLAN freigegeben werden.
Android 5.1 Betriebssystem
Das LG WineSmart arbeitet mit dem Android Betriebssystem in Version 5.1 – hat also ein vergleichsweise aktuelles OS und unterstützt deswegen auch alle wichtigen Anwendungen aus dem Google Play Store. Nun ist Android ja normalerweise für die Bedienung via Touchscreen optimiert, doch die Bedienung mit den Tasten des Klapphandys funktioniert erstaunlich gut. LG hat hier gute Arbeit geleistet, so gibt es zum Beispiel eine übersichtliche und einfache Ansicht der wichtigsten Einstellungen und generell sind Schrift und Symbole groß und gut ablesbar. Ideal also auch für ältere Menschen.
Das Betriebssystem läuft insgesamt recht flüssig, aufwendige Apps wie bestimmte Spiele ruckeln aber natürlich sehr stark, dafür ist die Hardware des LG Wine Smart einfach nicht ausgelegt. Normale Anwendungen inklusive WhatsApp, Telegram und Browser sind aber natürlich flüssig nutzbar. Auch wenn das Betriebssystem inklusive der Grundfunktionen problemlos völlig ohne Touchscreen nutzbar ist, wird man doch hier und dort ohne Touchscreen nicht weiter kommen. So benötigen einige Apps zwingend die Touchscreen-Eingabe, etwa der Telegram Messenger oder die Spotify Musik-Streaming App. Auch für manche Tastatur-Eingaben wie etwa E-Mail Adressen ist die Eingabe über die Onscreen-Tastatur sinvoll, weil schneller. Die im Display eingeblendete Tastatur ist zwar extrem klein, lässt sich aber dennoch erstaunlich treffsicher bedienen. Wenn man die Hardware-Tasten für die Texteingabe verwendet, wird natürlich T9 unterstützt. Damit ist die Eingabe auch längerer Texte problemlos möglich.
Schlechtes Display und noch schlechtere Kamera
Das Display des LG Wine Smart ist wirklich schlecht. Das betrifft nicht etwa die Touchscreen-Funktion – diese ist präzise und gut – sondern andere Faktoren wie Auflösung, Farbwiedergabe und Blickwinkelstabilität. LG hat sich leider für ein günstiges TNLCD Panel entschieden, welches nur schwache Farben bietet und bei leicht schrägem Blickwinkel direkt ein deutlich schlechteres Bild liefert als bei direkter Draufsicht. Auch die Auflösung ist mit 480 x 320 Pixel nicht mehr zeitgemäß, wobei das eigentlich noch das geringste Problem bei dem verbauten Display ist, denn mit einer Diagonale von 3,2 Zoll ist die Darstellung trotz der geringen Auflösung ausreichend scharf.
Noch schlechter als die Darstellungsleistung des Bildschirms ist nur noch die Bildqualität der integrierten Kamera. Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass so schlechte Kamera-Module im Jahr 2015 überhaupt noch in Mobiltelefonen verbaut werden. Die Kamera hat eine Auflösung von maximal 3 Megapixel, einen Autofokus gibt es nicht. Die Bilder sehen schon bei Tageslicht schlecht aus, sie sind verrauscht und Details sind kaum sichtbar. Bei schlechterem Licht ist die Qualität natürlich noch schlechter.
Meine Meinung: mit dem LG Wine Smart sollte man besser keine Fotos machen, damit kann man maximal im Notfall einen Unfall oder ähnliches dokumentieren. Übrigens ist auch die Positionierung der Kamera unglücklich: sie ist auf der Rückseite angebracht, nicht etwa auf der Klappe. Dadurch wird die Linse oft mit der Hand verdeckt.
Akku, Klang und LED
Der Akku des LG Wine Smart ist wechselbar und hat eine Kapazität von 1700 mAh. Laut LG sollen bis zu 970 Stunden Standby-Betrieb möglich sein. Diese Angabe habe ich nicht getestet, wohl aber die Akkulaufzeit im „gemischten Betrieb“. Mit Nutzung von WhatsApp, Bluetooth- und WLAN-Funktion sowie etwas Musik-Streaming lief das Gerät rund 2 Tage. Wenn man es weniger nutzt, sollte also auch deutlich mehr drin sein. Die Akku-Laufzeit beim Betrieb als LTE Hotspot beträgt etwa 6 Stunden bei dauerhafter Nutzung,.
Der Lautsprecher des LG Wine Smart H410 ist auf der Rückseite positioniert, direkt neben der Kamera. Die Qualität ist leider eher schlecht, die Lautstärke ausreichend. Dafür ist der Vibrationsalarm deutlich spürbar und die Benachrichtigungs-LED auf der Front leuchtet kräftig. Leider kann man die LED nur ein- oder ausschalten, um weitere Konfigurationen wie etwa die LED Farbe konfigurieren zu können, benötigt es separat erhältliche Apps. Ein Front-Display, wie man es von früheren Klapphandys kennt, gibt es beim LG WineSmart leider nicht.
Fazit
Das LG WineSmart ist ein schönes Klapphandy, welches sich insbesondere für ältere Menschen gut eignet. Grundsätzlich ist die Bedienung ausschließlich mit den Tasten gut möglich, der Touchscreen ist aber in einigen Situationen eine willkommene Hilfe und bei manchen Apps sogar verpflichtend. Die Hardware konnte im Test nur teilweise überzeugen: Chipsatz, Modem und Geschwindigkeit waren gut, Kamera und Display-Qualität hingegen schlecht.
Für mich persönlich wäre das LG Wine Smart dauerhaft leider nichts: die Ausstattung ist mir zu schlecht und das Gerät nicht hochwertig genug – das WineSmart ist halt ein Einsteiger-Handy! Aber der Formfaktor und die Tastatur-Bedienung gefallen mir außerordentlich gut. Ein High-End Smartphone wie das LG G4 oder das Samsung Galaxy S6 im Klapphandy-Format mit zwei Displays wäre sicherlich eine tolle Sache.
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