Test: Netgear AirCard 790 Mobile LTE Hotspot

Verpackung Netgear AC790

Seit Anfang 2016 wird der Netgear AirCard 790 Mobile Hotspot mit LTE Advanced Cat6 Modem und großem Touchscreen-Display in Deutschland verkauft. Das Gerät ist preislich im direkten Vergleich mit der Konkurrenz eher am oberen Ende der Preisskala angesiedelt, bietet aber eine sehr gute Ausstattung und eine optionale Dockingstation. Im LTE Netz kann der Router bis zu 300 MBit/s erreichen, die Verbindung zu angeschlossenen Geräten läuft über MicroUSB 3.0 oder Dualband WLAN ac. Im Test von maxwireless.de musste der Netgear AC790 zeigen, ob er sein Geld wert ist.

Bootscreen AC790

Lieferumfang und erster Eindruck

Der Netgear AirCard 790 Router wird in einer kleinen Pappschachtel geliefert. Neben dem Gerät selbst findet man ein Netzteil mit einem Output von 5 Volt bei 1 Ampere und ein USB zu Micro-USB 3.0 Kabel im Lieferumfang. Das Netzteil ist modular aufgebaut und wird mit einem „Adapter“ für die in Deutschland gebräuchliche Steckdose sowie einem Adapter für den englischen Markt geliefert. Das ist natürlich praktisch, wenn man mal einen Urlaub oder eine Dienstreise nach Großbritannien machen möchte. Neben dem normalen USB Kabel findet man auch noch ein weiteres kurzes „Jump Boost Kabel“ in der Verpackung. Dieses erlaubt den Anschluss gewöhnlicher USB Ladekabel und damit die Nutzung des Netgear AirCard 790 zum aufladen anderer Geräte („Powerbank“).

Hält man den Netgear AirCard 790 Hotspot das erste Mal in der Hand, so fällt sofort das matt-schwarz lackierte Gehäuse auf. Dieses fühlt sich in der Hand sehr hochwertig an. Die Verarbeitung ist gut und das Gewicht von 136 Gramm samt Akku ist absolut hosentaschentauglich. Ebenfalls auffällig ist das große Display auf der Front, welches gut ablesbar ist. Doch dazu gleich mehr.

Rueckseite Netgear AC790

 LTE Advanced Cat6

Der Netgear AC790 Hotspot verfügt über ein aktuelles Qualcomm MDM9230 LTE Multimode Modem, welches LTE Advanced der Kategorie 6 („Cat6“) mit bis zu 300 MBit/s im Downlink unterstützt. Im Uplink sind bis zu 50 MBit/s erreichbar. Im Test mit einem Mobile Data L Tarif der Telekom konnten rund 200 MBit/s erreicht werden, die Ping-Zeit lag im Schnitt bei etwa 25 Millisekunden. Die Datenraten schwankten je nach Funkzelle und Tageszeit recht stark, was aber durchaus normal ist.

Anschluesse Netgear AC790

Der Empfang im LTE Netz auf 800 und 1800 MHz war gut, besser als mit vielen Smartphones. Bei Bedarf kann man Empfang und Datenraten mit einer externen Antenne optimieren, dazu stehen seitlich am AirCard 790 Router zwei TS-9 Anschlüsse zur Verfügung. Die Anschlüsse sind jeweils mit einem kleinen Schiebemechanismus vor Staub geschützt.

Rueckseite Netgear AC790

Natürlich ist der Netgear AC790 auch zum 3G / UMTS Netz abwärtskompatibel, hier sind über DC-HSPA+ bis zu 42,2 MBit/s im Downlink und bis zu 5,76 MBit/s im Uplink möglich. 2G bzw. das GSM Netz unterstützt der Hotspot nicht, obwohl Netgear auf seiner Homepage teilweise damit wirbt. Das ist zwar  ungewöhnlich für einen mobilen Hotspot, allerdings schwindet die Bedeutung von GSM massiv und wirklich produktiv nutzbar ist eine langsame GPRS/EDGE Datenverbindung ja auch nicht. Daher ist das Fehlen von 2G zwar verwunderlich, aber nicht tragisch.

WLAN

Bis zu 15 Geräte können gleichzeitig vom Netgear AirCard 790 Router drahtlos über WLAN mit einer Internetverbindung versorgt werden. Die Verbindung erfolgt dabei wahlweise im 2,4 GHz und / oder im 5 GHz Bereich, dank 2×2 MIMO Antennen-Technik und WLAN 802.11 ac sind Geschwindigkeiten von bis zu 1.200 MBit/s möglich. Schnell genug, um die volle LTE Cat6 Geschwindigkeit nutzen zu können. Die WLAN Reichweite war im Test recht gut, die Datenraten nehmen – insbesondere im 5 GHz Band – aber sehr schnell ab, sobald eine Wand zwischen Router und Endgerät ist. Auf Wunsch kann man zur Verbindung aber auch USB nutzen („USB Tethering“), das WLAN lässt sich optional vollständig deaktivieren.

WLAN Menue AC790

Sekundaer WLAN AC790

Der Netgear AC790 unterstützt sowohl Multi-SSID als auch eine Gast-WLAN Funktion. So kann man das private Netzwerk zum Beispiel von einem weiteren gemeinsam genutzten WLAN-Netzwerk trennen. Auf die maximale Anzahl der verbundenen Geräte hat das übrigens keinen Einfluss, die Anzahl von 15 Geräten bezieht sich auf alle WLAN-Netze gleichzeitig.

WLAN Sendebereich AC790

Bedienung und Software

Viele mobile LTE Router bieten zwar ein kleines Display für die Darstellung wichtiger Informationen, die Einrichtung und Konfiguration des Gerätes erfordert aber meist ein Computer oder zumindest eine Smartphone-App. Beim Netgear AirCard 790 Hotspot ist das anders, der Router hat ein großes Touchscreen-Display auf der Front, sodass das Webinterface im Normalfall nicht benötigt wird. Die Bedienung ist dank großer Symbole und eindeutiger Beschriftungen selbsterklärend, das kapazitive Display reagiert zügig und einwandfrei. Seitlich am Display gibt es zwei Soft-Touch-Buttons für „zurück“ und „Home“, welche ebenfalls selbst erklärend sind. Das Display schaltet sich nach kurzer Zeit ohne Bedienung eigenständig aus, sodass der Energieverbrauch nicht zu hoch ist. Eine helle LED oberhalb des Displays informiert dann über den Betriebsstatus.

Startscreen Netgear AC790

Auf der Startseite bzw. dem „Home-Bildschirm“ werden alle wichtigen Informationen übersichtlich dargestellt, zum Beispiel der Akku-Ladezustand, die Anzahl der verbundenen Geräte, das verbrauchte Datenvolumen und der Netzbetreiber. Sogar die SMS Funktion ist problemlos über das Touchscreen-Display nutzbar, auch wenn die Tastatur natürlich recht klein geraten ist.

Tastatur Netgear AC790

Für Multi-SIM Nutzer der Telekom interessant: der Netgear AirCard 790 Router belegt den Sprachkanal bei MultiSIM Nutzung nicht, d.h. man ist auf der zweiten bzw. den beiden anderen Karten weiterhin problemlos erreichbar. Bei einigen Huawei Hotspots gibt es diesbezüglich immer wieder Probleme.

Akku mit Powerbank-Funktion

Der Akku des Netgear AirCard 790 Hotspots besitzt eine Kapazität von 2.930 mAh und ist problemlos durch den Nutzer wechselbar. Die Aufladung erfolgt über das mitgelieferte USB-Kabel samt Netzteil, man kann den Router aber auch einfach mit einem eventuell vorhandenen Smartphone-Netzteil samt Micro-USB Anschluss aufladen. Die Betriebszeit beträgt laut Netgear etwa 11 Stunden, im Test konnte diese Angabe ziemlich genau erreicht werden. Mit einer Vodafone Test-SIM bei schwachem LTE Signal musste der Router dauerhaft einen Internetradio-Stream übertragen und hielt dabei rund 10 Stunden und 45 Minuten durch.

Mit dem im Lieferumfang enthaltenen „Jump Boost Kabel“ kann man den Netgear AirCard 790 Hotspot auch zum Aufladen anderer Endgeräte, etwa von Smartphones, verwenden. Das ist zwar wenig effizient und viel mehr als eine vollständige Akku-Ladung dürfte bei den meisten Smartphones nicht möglich sein, doch für ein kurzes „Nachladen“ ist die Jump Boost Funktion auf jeden Fall interessant.

Jump Boost AC790

Optionale Dockingstation

Netgear bietet für die AirCard Hotspot Serie zwei Dockingstationen an, welche den mobilen Hotspot zu einem „echten“ stationären LTE Router erweitern. Die beiden Geräte heißen DC112A und DC113A, wobei derzeit nur das DC113A in Deutschland erhältlich ist. Das DC112A Cradle ist deutlich umfangreicher ausgestattet als das DC113A Dock, so bekommt man beim DC112A zum Beispiel vier Gigabit LAN-Anschlüsse, einen Gigabit WAN Anschluss, zwei leistungsfähige WLAN-Antennen und ein verbessertes WLAN-Modul. Die Anschlüsse für eine externe Mobilfunk-Antenne werden „durchgeschleift“, sodass man am DC112A ebenfalls eine externe LTE Antenne anschließen kann (2x TS-9 Anschluss).

Einstellungen Netgear AC790

Der derzeit in Deutschland verfügbare DC113A bietet dagegen nur eine integrierte Multiband Mobilfunk-Antenne für verbesserten Empfang und bessere Datenraten sowie einen einzigen RJ-45 Gigabit LAN Port. Da kann man nur hoffen, dass der DC112A bald auch bei uns angeboten wird.

Fazit: Netgear AirCard 790

Der Netgear AirCard 790 Hotspot konnte im Test mit einer großen Funktionsvielfalt und aktueller Technik überzeugen. Das Modem ist schnell und die Internetverbindung auch bei häufigen Zellwechseln stabil, das WLAN-Modul punktet mit guten Datenraten und vielen Einstellungsmöglichkeiten. Die Haptik ist dem hohen Preis angemessen und die Bedienung über den großen Touchscreen ist einfach und selbst erklärend. Kritik gibt es bezüglich der fehlenden 2G/GSM Unterstützung und auf Grund des doch recht hohen Preises von derzeit etwa 250 Euro (Stand: April 2016). Einige Interessenten werden zudem die fehlende WLAN Extender-Funktion bemängeln.
Alles in Allem bekommt man mit dem Netgear AC790 einen sehr guten mobilen LTE Hotspot, welcher kaum Wünsche offen lässt.

Links zu den Vorgänger-Modellen und Vergleich mit Konkurrenz:
Test: Netgear AirCard 785 (150 MBit/s)
Artikel: Netgear AirCard 762 (100 MBit/s)
Vergleich: Mobile LTE Router mit Akku