Die IFA war in Sachen LTE ein voller Erfolg für die beiden Netzbetreiber Vodafone und Telekom. Die Info-Stände waren immer prall gefüllt und kompetente Mitarbeiter bei beiden Unternehmen beantworteten die Fragen der Besucher. Auch wir konnten einige völlig neue Infos erhalten und fangen in diesem Artikel mit der Telekom an. Hier hatte man auf dem sehr großen Messestand eine LTE-Ecke eingerichtet, auf der eine 2,6GHz LTE Zelle unter einem Tisch installiert war. Das verfügbare Spektrum betrug 20MHz, also exakt die Kombination, die auch in den deutschen Städten eingesetzt werden wird.
Die Antenne war also direkt unter dem Tisch und oben drauf standen 2 Laptops mit Samsung GT-B3710 LTE Surfsticks. Außerdem wurde den interessierten Besuchern auf einem großen Fernseher eine Live-Streaming-Demo in HD zwischen dem Messestand und einem VW-Bus im Bonner LTE-Testnetz gezeigt. Ideale Bedingungen also, die man im realen Einsatz kaum nachstellen kann. Kommen wir also direkt zum ersten Hauptthema, den LTE Geschwindigkeiten: im unten eingebundenen Video haben wir verschiedene Speedtests durchgeführt, wobei sich klar herausgestellt hat, dass die Zelle rund 80MBit/s im Download und 40Mbit/s im Upload schafft. Dabei waren wir natürlich immer der einzige Nutzer der Zelle, der gerade Daten geladen bzw. gesendet hat. Anmerkung zum Video: Der speedtest.net Speedtest zeigt viel zu niedrige Werte an, vermutlich war deren Server nicht ausreichend angebunden.
Neben den Geschwindigkeiten der zweite wichtige Punkt: Die Tarife sowie Konditionen! Im Gegensatz zu Vodafone hat die Telekom ihre LTE-Tarife noch nicht veröffentlicht, man will damit bis zum wirklichen Marktstart Ende 2010 warten. Hinter vorgehaltener Hand war aber zu hören: Die Tarife werden sich zumindest was die Preise angeht nicht wesentlich von denen von Vodafone unterscheiden. Nach unserer Einschätzung werden auch die Drosselgrenzen identisch sein. Großer Unterschied: Im Gegensatz zu den Vodafone-Tarifen sollen bei der Telekom anfangs ausschließlich Komplettpakete angeboten werden, dass Produkt wird Call & Surf via Funk heißen (hier vormerken). Das „call“ wird aber nicht über LTE realisiert, da die nötigen Spezifizierungsverfahren für Voice over LTE noch nicht abgeschlossen sind, sondern über einen Standard analog Anschluss der Telekom. Wie das ganze zusammen Arbeiten soll? Mit der passenden Hardware natürlich, wo wir auch schon beim nächsten Abschnitt wären.
Die Hardware ist derzeit absolute Mangelware! Die ausgestellten und sowohl von Vodafone als auch Telekom verwendeten Samsung GT-B3710 LTE Surfsticks werden in Deutschland nicht eingesetzt werden können, da sie nur 2,6GHz unterstützen. Es müssen also passende Geräte mit 800MHz Unterstützung her. Und genau da liegt der Hund begraben: Die Produktmanager von Telekom und Vodafone klagen, dass die Hardwarehersteller passende Produkte nicht oder nur in sehr sehr kleinen Auflagen liefern können. Deswegen wird die erste Hardware auch nicht vor Ende 2010 erhältlich sein – vermutlich werden das dann feste Router sein, die entweder ein eingebautes LTE-800 Modem haben oder einen LTE-800 Stick benötigen. Modems und Surfsticks, die sich sinnvoll unterwegs einsetzen lassen, werden erst für die zweite Jahreshälfte 2011 erwartet und werden dann neben LTE auch UMTS und GSM unterstützen, wie zum Beispiel der Huawei E398 oder der Samsung GT-B3730. Reine LTE-Sticks wollen die Betreiber nur ungern anbieten, wie man raus gehört hat. Eventuell ist dies ja auch sinnvoll, denn auch 2011 wird LTE noch nicht so gut wie UMTS ausgebaut sein….
Der Ausbauplan für 2010 sieht vor, 500 Stationen mit LTE auszurüsten. Für 2011 sind weitere 1000 LTE-Basisstationen (eNodeB) geplant. Dabei wird es sich zu großen Teilen um Stationen auf dem Land handeln, die auf 800MHz Betrieben werden und die weißen Flecken ohne Breitbandversorgung schließen sollen.