Vor einigen Wochen ist bei mir der TP-Link VR600v zum Test eingetroffen. Der Router hat ein integriertes VDSL Modem, ein schnelles WLAN Funkmodul sowie eine Telefonanlage und bietet sich als ideale Alternative zu Standard Router Modellen wie Vodafone Easybox, Telekom Speedport und O2 Homebox an. Der VR600v ist das neue Mittelklasse-Modell von TP-Link, das Gerät ist neuer als das bisherige Topmodell VR900v und bietet mehr Funktionen als das Einsteigermodell VR200v. Ich habe den TP-Link VR600v an einem VDSL50 Anschluss ausführlich getestet – meine Erfahrungen könnt ihr im folgenden Testbericht lesen.
Der TP-Link VR600v Router besteht vollständig aus schwarzem Plastik. Im unteren Bereich ist das Plastik glänzend schwarz, im oberen Bereich matt und mit vielen kleinen Lüftungslöchern versehen. Hässlich ist der Router keinesfalls, aber besonders schön finde ich das Design auch nicht. In der Mitte befinden sich zahlreiche LEDs, welche den Betriebsstatus signalisieren.
Im Lieferumfang befindet sich neben dem VR600v Modemrouter ein RJ-11 DSL-Kabel, ein kurzes RJ-45 LAN Kabel, ein TAE auf RJ-45 Adapter für die Telefonanschluss-Dose, das Netzteil samt Stromkabel sowie eine Schnellstart-Anleitung. Damit wird im Grunde alles mitgeliefert, was man benötigt. Bei der Inbetriebnahme hilft eine schriftliche Schnellstartanleitung sowie eine kurze Anleitung für die Telefon-Funktionen. Die vollständige Anleitung ist leider nur als Download auf der TP-Link Support-Webseite verfügbar – dies dürfte für viele Nutzer ein Nachteil sein.
Für diesen Testbericht wurde der TP-Link VR600v an einem VDSL 50 Anschluss der Telekom sowie an einem VDSL Vectoring Anschluss (ebenfalls 50 MBit/s) von einem regionalen Anbieter eingesetzt. An beiden Anschlüssen lieferte der Router die volle Leistung. Ein schneller VDSL Vectoring Anschluss mit 100 MBit/s stand leider nicht zur Verfügung, der VR600v unterstützt diese Anschlüsse aber natürlich. Auch älteres ADSL2+ kann mit dem Modem noch genutzt werden. Eine weitere Möglichkeit für den Internetzugriff ist die Verwendung eines USB 3G oder 4G Modems. Der Surfstick muss über das Webinterface aktiviert werden und kann auf Wunsch auch als automatische Backup-Verbindung funktionieren, wenn die DSL-Verbindung mal ausfallen sollte.
WLAN
Das WLAN Funkmodul im TP-Link VR600v arbeitet sowohl auf 2,4 GHz als auch auf 5 GHz. Die drei WLAN-Antennen sind abnehmbar und werden vor der ersten Verwendung auf der Rückseite an den Router angeschraubt. Dies bietet den Vorteil, dass auf Wunsch Antennen mit mehr Leistung angebraucht werden können. Rein optisch sind interne Antennen sicher etwas schöner, aber bei den meisten wird der VR600v wohl eh irgendwo in einer dunklen Ecke seinen Dienst verrichten.
Auf Multi-User MIMO Funktechnik muss man beim VR600v verzichten, dies wird nur von den teureren Modellen VR900v und VR2600v unterstützt. MU-MIMO kann mehrere Geräte gleichzeitig sehr effizient mit sehr hohen Datenraten versorgen. Wenn man aber nicht gerade ständig mit mehreren Geräten Video-Streams abruft oder Spiele spielt, dann dürfte das fehlende MU-MIMO nicht ins Gewicht fallen.
Die WLAN Leistung war im Test zuverlässig schnell und stabil, sowohl mit diversen Smartphones als auch mit Windows- und Mac Computern gab es keine Probleme. Die Reichweite des WLANs hängt natürlich immer stark von den jeweiligen Gegebenheiten vor Ort ab, bei mir konnte ich durch zwei Wände hindurch auf eine Entfernung von etwa 10m aber noch mit etwa 20 MBit/s Daten übertragen. Theoretisch sind im 2,4 GHz Band bis zu 300 MBit/s möglich, im 5 GHz Band bis zu 1.300 MBit/s. Der VR600v unterstützt die Beamforming Technologie, welche Störungen vermeiden soll.
Ist Besuch im Haus, so kann man auf Wunsch ein WLAN Gast-Netzwerk sowohl auf 2,4 GHz als auch auf 5 GHz aktivieren. Dieses Netz hat dann nicht nur einen separaten Namen und ein eigenes Passwort, sondern ist auch getrennt vom Heimnetzwerk und hat nur bei ausdrücklicher Genehmigung Zugriff auf andere Geräte im Heimnetz.
Anschlüsse
Der TP-Link VR600v hat zwei Full-Size USB Schnittstellen auf der Rückseite, an die man zum Beispiel Speichermedien anschließen kann, um die darauf gespeicherten Daten im Heimnetzwerk zur Verfügung zu stellen. Auch ein USB Surfstick für UMTS oder LTE lässt sich darüber anschließen und als Internetzugang nutzen, wenn die DSL-Verbindung mal nicht zur Verfügung steht. Im Test wurde ein USB-Speicherstick problemlos vom VR600v erkannt. Der Zugriff auf die gespeicherten Inhalte kann lokal im Heimnetz wahlweise via FTP, via MediaServer oder via Samba/UNC erfolgen. Auch ein Zugriff über das Internet via FTP kann erfolgen, diese Option ist aber standardmäßig deaktiviert und muss bei Bedarf eingeschaltet werden.
Im Vergleich zu den beiden teureren Schwester-Geräten VR2600v und VR900v bietet der TP-Link VR600v nur USB 2.0 und nicht das schnellere USB 3.0 – insbesondere bei der Verwendung als Netzwerk-Speicher wird man dies merken. Mangels eines ausreichend großen und performanten USB Speichermediums konnte die maximale Geschwindigkeit der USB-Schnittstelle für diesen Test leider nicht ermittelt werden, ggfs. wird der Test noch entsprechend ergänzt.
Auf der Rückseite gibt es vier RJ-45 Gigabit LAN Schnittstellen, wobei die LAN4 Buchse zeitgleich auch als WAN Buchse fungieren kann. Dies bedeutet, dass man darüber den Zugang zum Internet herstellen kann, wenn man ein externes Modem nutzt, wie es zum Beispiel bei Kabelinternet oder Glasfaser notwendig ist. Auf der Rückseite findet man außerdem den Anschluss für das DSL-Kabel. Anders als bei den FRITZ!Box Modellen von AVM, wo die DSL-Buchse im RJ-45 Format verbaut ist, handelt es sich beim VR600v um eine RJ-11 Buchse.
Auf der Seite gibt es noch einige Hardware-Tasten, mit denen man das Gerät ohne Webinterface oder extra App steuern kann. Mit der Power-Taste kann man das Gerät ein- und ausschalten, mit der WPS Taste kann man eine WLAN Verbindung ohne umständliche Passwort-Eingabe einrichten. DECT- und WLAN-Funk lassen sich mit einem einfachen Tastendruck ein- oder ausschalten.
Telefonanlage mit DECT
Der TP-Link VR600v bietet eine umfangreiche Telefon-Funktion. An der Seite des Routers sind zwei TAE Buchsen für analoge Telefone oder Faxgeräte angebracht, auf der Rückseite gibt es zwei RJ-11 Buchsen. Wie auch bei anderen Router-Modellen sind aber lediglich zwei Anschlüsse gleichzeitig nutzbar, FON1 und FON2. Bei Bedarf kann man bis zu 6 Telefone auch drahtlos über DECT mit dem Router verbinden, im Test funktionierte dies mit einem älteren Gigaset Telefon und einem Telekom Speedphone 10 einwandfrei. Beim DECT-Funk lassen sich die Optionen „Feldstärke reduzieren“ sowie „Eco DECT“ aktivieren, welche mit kompatiblen Telefonen Energie sparen können.
Als Alternative zum klassischen Festnetz-Telefon bietet TP-Link die tpPhone App an. Diese ist für Android und iOS verfügbar und ermöglicht die Festnetz-Telefonie über das Smartphone. Die tpPhone App bietet zudem Zugriff auf Anruflisten und den Anrufbeantworter. Ich habe die App im Test nicht ausführlich getestet, daher verweise ich für weitere Informationen einfach mal auf die TP-Link Webseite.
Die Funktionalität der Telefonanlage ist durchaus umfangreich. Man kann eingehende Telefonate zu bestimmten Tagen oder Uhrzeiten unterdrücken („Klingelsperre“) und man kann auch ganze Rufnummern eingehend oder ausgehend blockieren. Ein integriertes Telefonbuch gibt es natürlich auch. Der Anrufbeantworter im VR600v kann über das Webinterface frei konfiguriert werden. Auf Wunsch ist sogar ein Fernzugriff möglich, dazu kann eine PIN als Zugriffschutz vergeben werden.
Software und Bedienung
Bei der Software hat mich der TP-Link VR600v Modemrouter überrascht. Nicht nur das Design ist gelungen, auch von der Funktionalität her kann sich das Webinterface sehen lassen. Schon die Einrichtung geht schnell und einfach von der Hand, wenn man die Zugangsdaten seines DSL-Anbieters bereit liegen hat. Nachdem man den Router per Kabel oder WLAN verbunden hat, muss man in einem Browser die Adresse tplinkmodem.net bzw. die IP-Adresse 192.168.1.1 eingeben, daraufhin startet der Einrichtungsassistent. Im ersten Schritt gibt man ein Passwort für das Webinterface ein, kurz darauf muss der Internetanbieter aus einer Dropdown-Liste ausgewählt werden.
Der dritte Schritt umfasst die Eingabe der DSL-Zugangsdaten, im vierten Schritt werden WLAN-Name und WLAN-Passwort konfiguriert. Im fünften Schritt testet der VR600v die Internetverbindung, im Test schlug dies jedoch erst einmal fehl, da die Telekom Zugangsnummer nicht korrekt übernommen wurde. Ob dies tatsächlich an einem Eingabefehler lag oder ob die Software hier einen Bug hat, lies sich jedoch nicht feststellen, da nach erneuter Eingabe alles funktionierte. Im siebten und letzten Schritt wird die Telefonanlage eingerichtet, dazu sollte man seine Rufnummer bereit liegen haben.
Das Webinterface ist vollständig in deutscher Sprache verfügbar und kann als Basis-Version (voreingestellt) sowie als erweiterte Version angezeigt werden. Die Basis-Version ist von der Funktionsvielfalt her deutlich eingeschränkt, dürfte für viele Nutzer aber ausreichen. Wer genauere Infos zur Internetverbindung haben möchte oder detailliertere Einstellungen vornehmen möchte, wird um den erweiterten Modus aber nicht herum kommen. Egal ob Basis Modus oder erweiterter Modus: das Design ist aufgeräumt und gut strukturiert, man findet sich sofort zurecht. Genau so soll es sein!
Fazit
Der TP-Link VR600v bietet eine sehr gute Ausstattung zum fairen Preis und hat damit ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Im Test an einem VDSL 50 Anschluss lief der Router zuverlässig und lieferte gute Geschwindigkeiten sowohl über LAN als auch über WLAN. Der Lieferumfang umfasst alle wichtigen Zubehör-Teile und die Software bietet nicht nur viele Funktionen, sondern auch ein gutes Design – daher kann man den VR600v bedenkenlos kaufen.
Als Alternative bietet sich der etwa 40 Euro günstigere VR200v Router von TP-Link an, dieser bietet im Vergleich ein etwas langsameres WLAN Modul und hat keine TAE-Schnittstellen. Auch der 199 Euro teure VR2600v könnte eine gute Alternative sein, wenn man etwas mehr Leistung möchte. Für etwa 70 Euro Aufpreis gibt es schnelleres WLAN, schnelleres USB und einen separaten WAN Port. Auch der Verkaufsschlager FRITZ!Box 7490 von AVM soll nicht unerwähnt bleiben, dieser Router bietet eine ähnliche Ausstattung wie der TP-Link VR600v und überzeugt mit einem großen Ökosystem an Netzwerk-Zubehör und einer guten Software.