Bundesnetzagentur: Neue Frequenz-Auktion bis Anfang 2015

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Soeben kommt über die Kollegen von teltarif.de die Nachricht rein, dass die Bundesnetzagentur die Versteigerung weiterer Mobilfunk-Frequenzen bis spätestens Anfang 2015 plant. Sowohl die Bänder um 700 MHz (Digitale Dividende 2) als auch die Ende 2016 auslaufenden GSM-Frequenzen (900 MHz und 1800 MHz) kommen nach einem ersten Entwurf unter den Hammer, dazu soll es rund 40 MHz Spektrum im Frequenzbereich um 1500 MHz geben (1452 bis 1492 MHz). Alles in Allem also nach der letzten Auktion im April 2010 wieder eine echte Mega-Auktion mit durchweg sehr interessantem und begehrtem Frequenzspektrum. Die weiteren Details sowie eine persönliche Einschätzung meinerseits gibt es in den folgenden Absätzen.

GSM: weitere Versorgung durch kostenlose Zuteilung garantiert
Die gute Nachricht für die Netzbetreiber: sie bekommen 2x 5 Megahertz im 900 MHz Band „geschenkt“ und können ihre GSM-Netze auch über das Jahr 2016 hinaus betreiben. Vodafone und Deutsche Telekom werden aber jeweils knapp 15 MHz abgeben müssen, denn sie besitzen aktuell 2x 12,4 MHz im 900er Bereich. Dieses überschüssige 900 MHz Spektrum sowie Teile des 1800 MHz „GSM“-Spektrums werden bei der kommenden Auktion versteigert, sodass sowohl die Deutsche Telekom als auch Vodafone bei Bedarf ihre aktuell genutzten Frequenzbänder wieder ersteigern können.
Es darf allerdings darüber diskutiert werden, in wie weit das GSM-Netz nach 2016 noch gebraucht wird. Meiner Einschätzung nach würden auch Vodafone und Telekom 2x 5 MHz ausreichen, denn bis dahin wird es wohl ein mehr oder weniger flächendeckendes LTE-Netz mit Voice over LTE geben und die Mehrheit der Kunden wird auch über entsprechende LTE-Endgeräte verfügen, sodass nur noch einige alte Handys sowie M2M-Modems auf GSM angewiesen sind.

1500 MHz und 1800 MHz – die idealen Frequenzbänder für die Stadt?
Schon bei der letzten Auktion stellte sich schnell heraus, dass die Deutsche Telekom mit dem Kauf größerer Mengen Spektrum im 1800 MHz Bereich einen Glücksgriff getätigt hatte. Dieser Frequenzbereich eignet sich beinahe ideal für die LTE-Versorgung in Städten und dürfte in Zukunft als das weltweit am meisten eingesetzte LTE-Band gelten.
Auch bei der kommenden Auktion kommen einige Frequenzbänder in diesem Bereich unter den Hammer, doch dieses Mal dürfte der Wettbewerb etwas höher als 2010 sein: die Telekom wird sich tunlichst bemühen, ihre auslaufenden 1800er Frequenzen zu behalten oder gar zu erweitern und E-Plus dürfte mit Blick auf künftige LTE-Ausbaustufen auch gesteigertes Interesse an zusätzlichem 1800 MHz Spektrum haben.

Weiterhin soll erstmals 40 MHz im 1500 MHz Bereich versteigert werden, genauer gesagt der Bereich von 1452 MHz bis 1492 MHz. Hier könnte ein Netzbetreiber ein LTE-Netz mit 2x 20 MHz realisieren, aus heutiger Sicht wären mit LTE Cat. 4 bis zu 150 Megabit/s im Download möglich. Da die passenden Endgeräte aber bisher fehlen und mit einer Inbetriebnahme wohl nicht vor 2017 zu rechnen ist, sind mögliche Datenraten reine Spekulation.

Digitale Dividende 2 aka 700 MHz: des einen Freud ist des anderen Leid
Das mit großem Abstand interessanteste Spektrum bei der großen Frequenz-Auktion Ende 2014 / Anfang 2015 werden die 700 MHz Frequenzen sein, auch Digitale Dividende 2 genannt. Als Digitale Dividende werden alle die Frequenzen bezeichnet, die durch die Umstellung von analogem auf digitalen Rundfunk frei wurden. So zum Beispiel geschehen mit den 2010 versteigerten Frequenzen um 800 MHz, früher wurde in diesem Bereich analoges Fernsehen gesendet.
Doch bei der Digitalen Dividende 2 ist die Sache nicht so einfach: aktuell wird in diesem Frequenzbereich noch DVB-T und z.B. drahtlose Mikrofone aktiv – hier muss nun dringend geklärt werden, was mit den bisherigen Nutzern passiert. Die Öffentlich-Rechtlichen Rundfunkanstalten haben schon Proteste angekündigt, genau so wie die Veranstaltungstechniker, die übrigens schon von der letzten Frequenzversteigerung im 800 MHz Bereich stark betroffen waren und für viele Millionen Euro neue Funkmikrofone anschaffen mussten. Man kann also davon ausgehen, dass es in Zukunft noch einigen Klärungsbedarf geben wird.

Völlig unklar ist bisher auch, welcher Frequenzbereich im 700 MHz Band genau unter den Hammer kommt. Die Weltrundfunkkonferenz WRC hat offiziell den Bereich von 694 MHz bis 790 MHz für die Mobilfunk-Nutzung angedacht, aber das kann natürlich von der Bundesnetzagentur beliebig eingeschränkt werden. Alles in Allem wäre der Frequenzbereich um 700 MHz aber für die Betreiber vor Allem deswegen so interessant, weil er sich ideal für die Versorgung auf dem Land anbietet: die Zellen könnten noch größer als bei LTE800 sein und die Reichweite von heutigem GSM900 um einiges übertreffen.

Bundesnetzagentur: „wollen ab 2018 50 MBit/s für Alle!“
Das Ziel der Bundesnetzagentur ist eindeutig: durch die zeitige Vergabe von weiterem Frequenzspektrum an die Mobilfunkprovider soll ein möglichst schneller Ausbau mit mobilem Breitband gewährleistet werden. Genauer gesagt: bis zum Jahr 2018 soll jeder Haushalt mindestens 50 Megabit/s im Download erreichen können. Dieses Ziel gibt es aber schon länger und es könnte durchaus auch mit dem heute bereits gut ausgebauten LTE800-Netzen erreicht werden. Außerdem sagt die maximale Geschwindigkeit ja noch nichts über die Konditionen (Stichwort Drosselung) aus. Die Ziele der Bundesnetzagentur sind also meiner Meinung nach nicht ganz einleuchtend.

Insgesamt bleibt abzuwarten, ob der Entwurf so umgesetzt wird, wie aktuell geplant. Nun haben die Netzbetreiber und andere Experten erst einmal einige Monate Zeit, Einwände und Kommentare zu dem Entwurf abzugeben.

Quelle: Bundesnetzagentur via teltarif