Alles zur Frequenzauktion

Diesen Montag (12.04.2010) ist es soweit: Die größte Mobilfunk-Frequenzauktion in der Deutschen Geschichte beginnt. Nachdem letzte Woche auch der letzte Eilantrag gegen die Auktion des Unternehmens Airdata vom Bundesverwaltungsgericht in Leipzig abgelehnt wurde, steht einer erfolgreichen Durchführung der Versteigerung nun nichts mehr im Weg.

Wenn am Montag die vier Deutschen Netzbetreiber T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2 in Mainz um die neuen Frequenzen bieten, geht es um die Zukunft des mobilen Internets: Insbesondere die Frequenzen im Bereich um 800MHz sind sehr beliebt, da sie einen kostengünstigen und flächendeckenden Ausbau auf dem Land ermöglichen (wir berichteten). Allerdings gibt es einige Besonderheiten: Da im Bereich um 800MHz nur 60MHz an Frequenzen zur Verfügung stehen und die Frequenzen in diesem Bereich jeweils gepaart zu 2x 5MHz Blöcken versteigert werden, wird vermutlich ein Netzbetreiber leer ausgehen. Der E-Plus Mutterkonzern KPN hat für diesen Fall schon klare finanzielle Rahmenbedingungen gesetzt und verlauten lassen, dass E-Plus nicht um jeden Preis um einen Frequenzblock aus dem 800MHz-Bereich bieten wird. Hintergrund: Der Ausbau mit den 800MHz Frequenzen ist zwar wesentlich günstiger als mit denen um 2GHz, jedoch könnte ein zu hoher Preis für die guten Frequenzen diesen Vorteil wieder zunichte machen!

Die Frequenzen werden generell „technologieneutral“ versteigert, was bedeutet, dass die Netzbetreiber selbst wählen können, ob sie bspw. auf UMTS oder LTE-Technik setzen wollen. Vorgeschrieben ist bei den 800MHz-Frequenzen jedoch, wo der Ausbau zu beginnen hat: In einem Stufenplan müssen zuerst Orte und Gemeinden unter 5000 Einwohner zu 90% versorgt werden, dann alle bis 10.000 Einwohner usw.. Dies soll dazu beitragen, die vielen Dörfer und Kleinstädte in Deutschland mit Breitband zu versorgen, die bisher als „weiße Flecken“ bezeichnet werden: Hier ist bisher kein DSL oder nur sehr langsames Breitbandinternet verfügbar.

Weiterhin gibt es verschiedene Bietbeschränkungen: So dürfen die beiden großen deutschen Netzbetreiber, Vodafone und T-Mobile, auf maximal 2 gepaarte Blöcke (also 20MHz) im 800MHz Bereich bieten, O2 und E-Plus dürfen auf mehrere bieten. Für ein gut funktionierendes Netz ist aber ein 20MHz breites Spektrum von Nöten, weshalb nur 3 Anbieter zum Zuge kommen werden. Ausserdem dürfen die Bieter unter bestimmten Bedingungen Runden aussetzen. Die Bieter bieten in getrennten, abhörsicheren Kabinen in dem alten Kasernengebäude in Mainz in verschiedenen Runden nach einem ausgeklügelten Regelkomplex, der 181 Seiten umfasst.

Insgesamt kommen 360MHz an Frequenzen unter den Hammer, wobei „abstrakt“ bedeutet, dass die Bieter die genaue Frequenz nicht sehen können:

-Die Frequenzen im Bereich 800 MHz werden abstrakt in fünf Blöcken à 2 x 5 MHz (gepaart) sowie einem konkreten Block à 2 x 5 MHz (gepaart) zur Vergabe gestellt.
-Die Frequenzen im Bereich 1800 MHz werden abstrakt in drei Blöcken à 2 x 5 MHz (gepaart) und konkret in zwei Blöcken à 2 x 5 MHz (gepaart) zur Vergabe gestellt.
-Die Frequenzen im Bereich 2100 MHz werden jeweils konkret in vier Blöcken à 2 x 4,95 MHz (gepaart) und einem Block von 5 MHz (ungepaart) sowie einem Block von 14,2 MHz (ungepaart) zur Vergabe gestellt.
-Die Frequenzen im Bereich 2600 MHz werden abstrakt einerseits in 14 Blöcken à 2 x 5 MHz (gepaart) und andererseits in 10 Blöcken à 5 MHz (ungepaart) zur Vergabe gestellt.

Die Dauer der Auktion kann nicht vorher gesagt werden, es aber davon auszugehen, dass sie rund 2 bis 3 Wochen andauern wird. Der Erlös der Auktion wird laut Analysten im einstelligen Milliardenbereich liegen. Auch der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurt, geht davon aus, dass die Bieter wesentlich vorsichtiger mit ihrem Geld umgehen werden als zur UMTS Frequenzauktion im Jahre 2000, in der rund 50Mrd. Euro zusätzliche Einnahmen für den Staat erzielt wurden.