Der Anbieter 1&1 hat eine Aggregator-Plattform gestartet, welche die Nutzung von Glasfaser-Anschlüssen kleinerer Netzbetreiber durch 1&1 erlaubt. Als ersten Partner hat man heute wilhelm.tel bekannt gegeben, der Anbieter ist hauptsächlich in Norddeutschland in der Region rund um Hamburg aktiv und bietet dort Glasfaser-Anschlüsse mit FTTB und FTTH Technik. Als Basis dient für 1&1 das vorhandene 1&1 Versatel Glasfaser-Netz, die eigentlichen Hausanschlüsse sollen künftig über die sogenannten City-Carrier realisiert werden. Das Angebot richtet sich – im Gegensatz zu den Direktanschlüssen von 1&1 Versatel – auch an Privatkunden.
1&1 Aggregator-Plattform
Martin Witt, Vorstandsvorsitzender der 1&1 Telecommunication SE, erklärt die neue Aggregator-Plattform von 1&1 folgendermaßen: „Einige Stadtnetzbetreiber bieten bereits Glasfaseranschlüsse an, ein flächendeckendes Angebot gibt es aber noch nicht. Genau dort setzt unsere neue Plattform an: Indem wir die einzelnen Netze an unsere Plattform anschließen und zu einer zusammenhängenden Infrastruktur vereinen, ist es uns möglich, Glasfaser-Hausanschlüsse in vielen Regionen Deutschlands zugänglich zu machen“. Ziel ist es also, 1&1 Kunden deutschlandweit ein einheitliches Glasfaser-Produkt bieten zu können, ohne dafür zwingend auf eigene Infrastruktur bis hin zum Kunden angewiesen zu sein.
Vorteile für 1&1 sowie City-Carrier
Auch wenn es auf den ersten Blick merkwürdig erscheinen mag, für die vielen Stadtnetzbetreiber könnte das Konzept von 1&1 durchaus lohnenswert sein. Bestehende Glasfaser-Netze können so deutlich besser und schneller ausgelastet werden und Neubauprojekte rechnen sich durch die zusätzlichen zu erwartenden Kunden deutlich schneller. Bislang haben die meisten Stadtnetzbetreiber oder Stadtwerke ihre Glasfaser-Netze komplett eigenständig vermarktet und keine Drittanbieter auf ihr Netz gelassen, doch eine nicht unerhebliche Zahl von Kunden sind nicht ohne weiteres vom Angebot zu überzeugen, zum Beispiel weil sie generell Vorbehalte gegenüber einem City-Carrier haben oder weil sie bei ihrem bisherigen Anbieter bleiben möchten.
Zwar dürfte ein direktes Vertragsverhältnis mit dem Endkunden auch künftig einen höheren Ertrag für die City-Carrier versprechen, doch als Ergänzung ist der Verkauf von Leistungen an andere Anbieter sicher lohnenswert. 1&1 kann hier als bekannte Marke indirekt also für den weiteren Ausbau von Glasfaser-Anschlüssen in Deutschland sorgen. So sieht es auch Theo Weirich, Geschäftsführer wilhelm.tel GmbH: „Ich bin sehr erfreut, dass 1&1 sich entschlossen hat auf innovative Glasfaseranschlüsse zu setzen und deren Ausbau und Einsatz zu fördern. Ebenso ist es ermutigend mit einem weiteren großen Anbieter den Wettbewerb in einer Großstadt auf Augenhöhe aufzunehmen und damit die Führungsrolle in der Region weiter voranzutreiben.“
Weitere Anbieter denkbar, auch FTTC
Zum Beginn ist erst mal nur der Anbieter wilhelm.tel an die 1&1 Aggregator-Plattform angeschlossen. Künftig werden aber sicher auch noch andere Anbieter hinzugefügt, sodass Glasfaser-Anschlüsse auch in anderen Regionen für 1&1 Kunden verfügbar werden. In der Zukunft ist laut 1&1 auch eine Ausweitung der Plattform auf FTTC Anschlüsse denkbar, damit könnte 1&1 nochmals deutlich mehr Kunden mit schnellem Internet versorgen, auch wenn die Geschwindigkeit natürlich nicht mit mit FTTB oder FTTH mithalten kann. Bislang realisiert 1&1 seine DSL- und VDSL-Anschlüsse hauptsächlich über das Netz der Deutschen Telekom, das Glasfaser-Netz der Telekom wird dagegen nicht verwendet und ist auch bislang nicht an die Aggregator-Plattform angeschlossen.
- FTTH: Fiber to the Home (Glasfaser bis in die Wohnung)
- FTTB: Fiber to the Building (Glasfaser bis ans Haus)
- FTTC: Fiber to the Curb (Glasfaser bis zum Bordstein)
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