Test: AVM FRITZ!Box 6850 LTE Router

Im Herbst 2019 hatte AVM mit der FRITZ!Box 6850 5G die erste 5G-fähige FRITZ!Box angekündigt. Sie sollte im ersten Quartal 2020 auf den Markt kommen, doch AVM hat sich anders entschieden und den 5G-Router nicht auf den Markt gebracht. Dafür gibt es nun die FRITZ!Box 6850 LTE. Diese ist nahezu identisch, bietet aber, wie der Name schon sagt, kein 5G-Modem.

Lieferumfang und erster Eindruck

Die AVM FRITZ!Box 6850 LTE wird in einem kleinen Karton im AVM-typischen Design ausgeliefert. Neben dem Router selbst sind noch zwei Mobilfunk Stummel-Antennen enthalten, diese müssen zwingend auf die SMA-Anschlüsse geschraubt werden, denn das Gerät hat keine internen Mobilfunk-Antennen. Außerdem findet man im Lieferumfang ein Netzteil (12V, 1,5A) ein kurzes flaches LAN-Kabel und eine Schnellstart-Anleitung.

Nimmt man die FRITZ!Box 6850 LTE das erste Mal in die Hand, so fällt das kompakte Gehäuse auf. Insbesondere im Vergleich zum teureren Schwestermodell 6890 LTE ist die 6850 LTE wirklich klein. Rein optisch gibt es zu anderen FRITZ!Box Modellen kaum Unterschiede, das Gehäuse kennt man in nahezu identischer Form schon von der AVM FRITZ!Box 7530.

Anschlüsse und Technik

Bei der FRITZ!Box 6850 LTE handelt es sich im Grunde um eine FRITZ!Box 7530, bei der das DSL-Modem gegen ein LTE-Modem getauscht wurde. Entsprechend sind auch die Anschlüsse und die restliche Technik sehr ähnlich.

LEDs und Tasten auf der Front.

Auf der Front gibt es fünf LEDs, welche den Betriebsstatus signalisieren. Die Power/Mobile LED zeigt zum Beispiel die Verbindungsqualität der Mobilfunkverbindung an. Drei Tasten für WLAN, Fon/DECT und Connect/WPS erlauben den schnellen Zugriff auf öfter benötigte Funktionen. Auf Wunsch kann die Helligkeit der LEDs angepasst oder sogar komplett ausgeschaltet werden. Seitlich am Gerät befindet sich ein USB 3.0 Anschluss sowie ein TAE-Telefonanschluss für ein analoges Telefon.

Die Helligkeit der LEDs kann angepasst werden.

Auf der Rückseite gibt es vier RJ45 Gigabit Ethernet Anschlüsse (LAN), einen RJ11-Anschluss für ein analoges Telefon, den Anschluss für das Netzteil, zwei SMA-Antennen-Anschlüsse für externe Mobilfunk-Antennen und den Schacht für die SIM-Karte. Leider setzt AVM bei der SIM-Karte auf das veraltete Mini-SIM-Format (2FF Formfaktor), sodass man bei der Nutzung von SIM-Karten mit Adapter sehr vorsichtig sein muss. Ein Slot für Nano-SIM-Karten wäre hier die bessere Wahl gewesen.

Rückseite der FRITZ!Box 6850 LTE mit Anschlüssen.
Der SIM-Karten Schacht befindet sich auf der Rückseite.

Auf einen separaten WAN-Anschluss muss der Nutzer bei der FRITZ!Box 6850 LTE verzichten. Leider gibt es auch keine Möglichkeit, den Internetzugriff über LAN1 oder über WLAN einzurichten. Auch einen ISDN S0-Anschluss gibt es nicht, diesen bietet nur das teurere Schwestermodell FRITZ!Box 6890 LTE.

TAE-Anschluss an der Seite.
USB 3.0 Anschluss an der Seite.

Unsichtbar im Inneren der FRITZ!Box 6850 LTE befinden sich die Antennen für drahtlose Telefonie (DECT) und WLAN. Eine Nutzung externer Antennen ist für diese Technologien nicht möglich.

Einrichtung und Software

AVM-typisch ist die Einrichtung und Konfiguration sehr einfach gehalten, auf Wunsch können dank Experten-Modus aber auch sehr umfangreiche Einstellungen vorgenommen werden. Der verwendete Mobilfunkanbieter wird im Normalfall automatisch erkannt, nur in Einzelfällen muss hier ggfs. der richtige Tarif ausgewählt werden.

Die Startseite des Webinterface.

Das Webinterface ist optisch modern und ansprechend gestaltet, im Test lief FRITZ!OS in Version 7.20 auf der Box. Auf die Einzelheiten der Software soll nicht im Detail eingegangen werden, denn die meisten Menüs und Einstellungen sind identisch zu anderen FRITZ!Box-Modellen. Es lohnt sich aber ein genauer Blick auf die Mobilfunk-Einstellungen.

Im Test lief auf der 6850 FRITZ!OS in Version 07.20.

Über den Menüpunkt „Internet – Zugangsdaten“ kann der Internetanbieter ausgewählt werden und Roaming ein- und ausgeschaltet werden. Außerdem kann die Mobilfunkart auf Wunsch manuell festgelegt werden (3G/UMTS, 4G/LTE oder beides). 2G/GSM unterstützt der Router nicht. Auf Wunsch können sogar die LTE Frequenzbänder manuell ausgewählt werden – eine sehr interessante Funktion, welche nur äußerst wenige LTE-Router bieten.

Manuelle Auswahlmöglichkeit für LTE-Frequenzbänder.

Auch bezüglich der zur Mobilfunkverbindung angezeigten Informationen ist die FRITZ!Box 6850 LTE absolut vorbildlich. So werden neben dem genutzten Frequenzband auch detaillierte Informationen zu den Mobilfunk-Antennen angezeigt und es gibt eine Ausricht-Hilfe für die Antennen. Über die Netzliste ist zudem sichtbar, welche Mobilfunknetze auf welchen Frequenzbändern am Standort in Betrieb sind. 

Informationen zur Mobilfunkverbindung.
Informationen zu den verfügbaren Netzen.

Mobilfunk-Modem

Beim Mobilfunk-Modem der AVM FRITZ!Box 6850 LTE handelt es sich um ein Fibocom NL668-EAU. Das gleiche Modem wird auch in der FRITZ!Box 6820 LTE v3 verbaut und unterstützt LTE der Kategorie 4 mit maximal 150 Mbit/s im Downlink und 50 Mbit/s im Uplink. Das Modem versteht sich auf die LTE-Bänder 1, 3, 5, 7, 8, 20, 28, 38, 40 und 41 und bietet damit eine sehr zeitgemäße Frequenzband-Ausstattung. Leider wird durch das Modem keine Bündelung der Frequenzbänder (Carrier Aggregation) unterstützt.

In der Theorie bietet die AVM FRITZ!Box 6850 für ein im Jahr 2020 neu erschienenes Gerät ein sehr langsames Modem. Lediglich die gute Frequenzband-Unterstützung ist positiv zu bewerten. In der Praxis war die Leistung des Modems dann aber überraschend gut, insbesondere im Vergleich mit dem wesentlich teureren Schwestermodell FRITZ!Box 6890. Geschwindigkeiten von rund 100 Mbit/s im Downlink und rund 45 Mbit/s im Upload waren möglich, die Latenzzeiten (Ping) lagen um 20 Millisekunden. Im Vergleich mit anderen Endgeräten ohne Carrier Aggregation lag die FRITZ!Box 6850 LTE immer mit an der Spitze.

Für einen günstigen Einsteiger- bzw. Mittelklasse-Router wie die FRITZ!Box 6850 ist die LTE-Geschwindigkeit in der Praxis absolut zufriedenstellend. Klar, ein besseres Modem hätte dem Gerät gutgetan und andere Endgeräte erreichen am gleichen Standort mit einem aktuellen LTE Kategorie 18 Modem gerne auch mal die dreifache Geschwindigkeit. Für normale Anwendungen und auch für mehrere hochauflösende Video-Streams ist die FRITZ!Box 6850 LTE dennoch gut gerüstet.

WLAN

Beim WLAN bietet die AVM FRITZ!Box 6850 LTE Standardkost. Sowohl das 2,4 GHz Band als auch das 5 GHz Band können genutzt werden, die maximale Geschwindigkeit beträgt 867 Mbit/s brutto. Im Vergleich mit anderen Router-Modellen in dieser Preisklasse ist das völlig in Ordnung, zumal AVM im Bereich WLAN sehr viele Einstellungsmöglichkeiten über das Webinterface bietet. So kann man zum Beispiel eine Zeitschaltung hinterlegen oder einen Gastzugang einrichten.

Die WLAN-Reichweite war im Test für eine kleine Wohnung bis maximal 3 Zimmer ausreichend, möglicherweise lässt sich auch ein kleines Haus noch ordentlich versorgen. Wer eine bessere WLAN-Verbindung benötigt, greift zu den optional verfügbaren WLAN-Mesh-Repeatern oder direkt zur teureren AVM FRITZ!Box 6890 LTE.

Menü zur WLAN-Zeitschaltung.
WLAN Mesh Repeater Menü.

Telefonie und DECT

Die FRITZ!Box 6850 LTE ist einer von wenigen LTE-Routern mit einer vollwertigen Telefonanlage. Bis zu sechs Telefone können drahtlos per DECT mit dem Router verbunden werden, auch ein analoges Telefon oder Faxgerät kann verbunden werden. Über die Benutzeroberfläche können zudem die Anrufbeantworter- und die Fax-Funktion konfiguriert werden.

DECT-Funktion im FRITZ!OS Webinterface.

Die Einrichtung der Telefonie-Funktion ist einfach. Im Webinterface müssen dazu die VoIP-Zugangsdaten und die Rufnummer hinterlegt werden. Die FRITZ!Box 6580 LTE unterstützt ausschließlich VoIP, Telefonie über die SIM-Karte bzw. das Mobilfunknetz ist nicht möglich.

Wie man es von anderen FRITZ!Box Modellen kennt, sind auch bei der 6850 diverse Komfort-Funktionen bezüglich Telefonie vorhanden. So gibt es zum Beispiel ein Telefonbuch, zeitgesteuerte Rufumleitungen und die Möglichkeit zur Rufnummer Sperrung. Mit der passenden App von AVM kann man auch sein Smartphone als Telefon an der FRITZ!Box benutzen und so über die Festnetznummer telefonieren. 

Fazit

Die AVM FRITZ!Box 6850 LTE konnte im Test durch einen sehr großen Funktionsumfang überzeugen. Wer aktuell nach einem LTE-Router mit vielen Anschlüssen und einer vollwertigen Telefonanlage sucht, kommt an der FRITZ!Box 6850 LTE kaum vorbei. Das LTE-Modem ist zwar nicht das schnellste, unterstützt jedoch alle wichtigen Frequenzbänder und liefert im direkten Vergleich eine sehr gute Leistung. Angesichts des Preises von unter 170 Euro kann man auch über die eher mittelmäßige WLAN-Leistung hinwegsehen. Alles in Allem ist die FRITZ!Box 6850 LTE ein sehr empfehlenswerter Router.

Überblick der Rezensionen
Modem
Anschlüsse
Software
WLAN
Preis
test-avm-fritzbox-6850-lte-routerIm Herbst 2019 hatte AVM mit der FRITZ!Box 6850 5G die erste 5G-fähige FRITZ!Box angekündigt. Sie sollte im ersten Quartal 2020 auf den Markt kommen, doch AVM hat sich anders entschieden und den 5G-Router nicht auf den Markt gebracht. Dafür gibt es nun die...