Test: Netgear Nighthawk M1 MR1100 LTE Router

Seit Februar 2018 ist der Netgear Nighthawk M1 LTE Router mit der Modellnummer MR1100 in Deutschland erhältlich. Der WLAN Hotspot ist mit einem Gigabit LTE Modem von Qualcomm ausgestattet und bietet eine sehr gute Ausstattung mit RJ45 LAN Port, Powerbank-Funktion und großem, wechselbaren Akku. Im Test von maxwireless.de musste das Gerät zeigen, ob es in der Praxis genau so gut ist wie das Datenblatt vermuten lässt und ob es ein würdiger Nachfolger für den AirCard 810 Hotspot ist.

Netgear Nighthawk M1 mit Verpackung.
Netgear Nighthawk M1 mit Verpackung.

Lieferumfang und erster Eindruck

In Australien ist der Netgear Nighthawk M1 schon seit etwa März 2017 erhältlich, die europäische Version mit der Modellnummer MR1100-100EUS ist jedoch speziell für den europäischen Markt konzipiert und unterstützt die hierzulande genutzten LTE Frequenzbereiche. Im Lieferumfang findet man neben dem Gerät selbst noch eine Schnellstartanleitung, ein USB Typ C Kabel sowie ein Netzteil. Zusätzlich zum Adapter für die deutsche Steckdose ist auch noch ein Adapter für UK Steckdosen enthalten.

Technische Daten auf der Verpackung des Netgear MR1100-100EUS.
Technische Daten auf der Verpackung des Netgear MR1100-100EUS.
Lieferumfang des Netgear Nighthawk M1.
Lieferumfang des Netgear Nighthawk M1.

Der erste Eindruck nach dem auspacken des Nighthawk M1: der Router ist echt groß. Deutlich größer als die meisten anderen mobilen WLAN Hotspots. Nach dem Einschalten fällt dann sofort das runde Display auf, welches ein schönes Design-Element ist. Die Verarbeitung wirkt gut, alles sitzt fest und auch Akku-Deckel und Buchsen-Abdeckungen wackeln nicht.

Der Netgear Nighthawk M1 Router.
Der Netgear Nighthawk M1 Router.

Oben am Gerät gibt es eine Power-Taste. Diese bietet einen guten Druckpunkt, muss allerdings außergewöhnlich lange gedrückt werden, um das Gerät ein- oder auszuschalten. Auf der Unterseite gibt es einen USB Typ C Anschluss zum Laden des Hotspots sowie zur Verbindung mit dem PC, einen USB Typ A Anschluss zum Aufladen anderer Geräte, einen RJ45 LAN Anschluss und zwei TS-9 Anschlüsse für eine externe Antenne. Der Akku bietet eine Kapazität von stolzen 5.040 mAh und ist problemlos durch den Nutzer wechselbar. Unter dem Akku befindet sich der Schacht für die SIM-Karte (3FF MicroSIM Formfaktor) und ein Schacht für eine MicroSD Speicherkarte.

Die Anschlüsse des Netgear Nighthawk M1.
Die Anschlüsse des Netgear Nighthawk M1.
Das Akkufach mit SIM-Slot und MicroSD Schacht.
Das Akkufach mit SIM-Slot und MicroSD Schacht.

Da der Nighthawk M1 eine andere Gehäuse-Form und einen anderen USB Anschluss als die Vorgänger-Geräte der Netgear AirCard Baureihe hat, ist der Router auch nicht zu der Dockingstation DC112A AirCard Smart Cradle kompatibel. Das ist natürlich ärgerlich, wenn man die teure Dockingstation bereits besitzt und nun auf den Nighthawk M1 umsteigen will.

Gigabit LTE Modem: die Theorie

Das im Netgear Nighthawk M1 integrierte Mobilfunk-Modem kann LTE Cat16 mit bis zu 1 GBit/s im Downlink und bis zu 150 MBit/s im Uplink nutzen. Möglich wird dies durch die Unterstützung für verschiedene 4.5G Technologien wie 4×4 MIMO Antennen-Technik, 4CC CA (Carrier Aggregation) und 256QAM Modulation. Außerdem wird 3G/UMTS mit bis zu 42,2 MBit/s im Downlink und 5,76 MBit/s im Uplink (DC-HSPA+) unterstützt. GSM/2G kann der Nighthawk M1 nicht, doch das ist sogar ganz gut, denn so fällt das Gerät im Automatik-Modus nicht in ein langsames Netz zurück, in dem surfen eh keinen Spaß macht.

Im realen Einsatz wird die Geschwindigkeit von bis zu 1 GBit/s im Downlink natürlich nur sehr selten erreicht, hierfür müssen die Voraussetzungen beim Mobilfunknetz entsprechend gegeben sein, was nur an wenigen Stellen der Fall ist. Stand Mai 2018 bietet Vodafone in vier Städten in Deutschland LTE mit 1 GBit/s an, die Deutsche Telekom bietet in einigen Regionen bis zu 500 MBit/s und Telefónica O2 immerhin bis zu 225 MBit/s. Die verschiedenen 4.5G Technologien helfen dem Router aber auch bei langsameren LTE Funkzellen zu höheren Geschwindigkeiten, so sorgt zum Beispiel die 256QAM Unterstützung für eine um bis zu 33% höhere Datenrate im Downlink.

Auf dem Display des Netgear Nighthawk M1 werden diverse Infos eingeblendet.
Auf dem Display des Netgear Nighthawk M1 werden diverse Infos eingeblendet.

Gigabit LTE Modem: die Praxis

Im Test mit einer Telekom SIM-Karte konnte der Netgear Nighthawk M1 in vielen Fällen mit sehr guten Datenraten punkten. In einer LTE Band 3 Funkzelle konnten bis zu 135 MBit/s im Downlink, bis zu 64 MBit/s im Uplink und deutlich unter 30 Millisekunden Ping gemessen werden. Insbesondere der Downlink war bei diversen Tests höher als bei Vergleichsgeräten, beim Uplink lag das Apple iPhone 8 manchmal jedoch noch etwas höher. Im UMTS Netz zeigte der Netgear Nighthawk M1 ebenfalls eine herausragende Leistung: rund 33 MBit/s im Downlink und 4,6 MBit/s im Uplink sind technologisch nahezu Maximalleistung.

Der Test des Nighthawk M1 zeigte jedoch in Regionen mit aktiviertem Carrier Aggregation auch Schwachstellen, die wohl mit der Modem-Firmware zusammenhängen müssen. So hatte der Router an einigen Standorten keine Kanalbündelung genutzt, obwohl andere Geräte wie das iPhone 8 problemlos 2CC CA genutzt haben. Im speziellen war mehrfach zu beobachten, dass der Nighthawk M1 im LTE Band 8 eingebucht war, während das iPhone am gleichen Standort LTE Band 3 als „Basis-Band“ und zusätzlich Band 7 via CA nutzte. Entsprechend schlecht fielen auch die Datenraten aus: das iPhone kam auf deutlich über 200 MBit/s, der Netgear M1 nur auf etwas über 20 MBit/s. Erst nach mehrfachen Neustarts wechselte der Nighthawk M1 auf LTE Band 3, schien jedoch weiterhin auf Carrier Aggregation zu verzichten. Diese Thematik sollte sich Netgear noch einmal genauer anschauen und ggfs. mit einem Firmware-Update für Abhilfe sorgen.

Pigtails von TS-9 auf SMA am Nighthawk M1.
Pigtails von TS-9 auf SMA am Nighthawk M1.
Externe LTE Antenne am Netgear MR1100.
Externe LTE Antenne am Netgear MR1100.

Der Empfang war sowohl im UMTS-Netz als auch im LTE Netz (Band 3, Band 8 und Band 20 getestet) sehr gut. Bei Bedarf hat man zudem die Möglichkeit, eine externe Antenne anzuschließen. Im Test funktionierte eine Novero Dabendorf LTE 1800 Antenne mit zwei Pigtails von TS-9 auf SMA sehr gut.

Bedienung und Software

Der Netgear Nighthawk M1 bietet zwar ein schönes Display auf der Front, dieses ist allerdings kein Touchscreen und daher nicht zur Bedienung des Gerätes geeignet. Die gesamte Konfiguration erfolgt daher über ein Webinterface bzw. die „Netgear Mobile“ App, welche für Android und iOS verfügbar ist. Die App ist sehr gelungen, alleine schon weil sie vom Funktionsumfang her dem Webinterface in nichts nachsteht. Auch das Design von Webinterface und App kann sich sehen lassen, man findet sich schnell zurecht und es wurde ein guter Kompromiss aus Funktionalität und Design gefunden.

Der Netgear Nighthawk M1 Router bietet diverse Einstellungsmöglichkeiten. Neben den „üblichen“ Dingen wie Einstellungen zu WLAN-Name und WLAN-Passwort gibt es auch „exotische“ Dinge wie die Displayhelligkeit und die Beleuchtungsdauer, die manuell angepasst werden können.
Im Bereich „MyMedia“ kann man auf die Daten der MicroSD Speicherkarte zugreifen, sofern man ein entsprechendes Speichermedium eingelegt hat. Die Daten können auf Wunsch im Netzwerk für alle Teilnehmer freigegeben werden.
Lobenswert ist auch die Detail-Ansicht zum Gerät sowie zur Netzwerk-Verbindung. Im Reiter „Status“ wird zum Beispiel die genutzte Netztechnologie, das verwendete Frequenzband, RSRQ und RSRP sowie weitere Daten angezeigt. Sogar die Temperatur von Gerät und Akku können eingesehen werden.

Natürlich bietet der Netgear Nighthawk M1 MR1100 Router auch die Möglichkeit, die Firmware online direkt über das Webinterface zu aktualisieren. Beim Testgerät kam ein solches Firmware-Update direkt nach der ersten Einrichtung, die Installation ging schnell und problemlos. Es gibt die Möglichkeit, vor Installation des Updates ein Backup der Einstellungen anzufertigen.

Software Update beim Netgear Nighthawk M1.
Software Update beim Netgear Nighthawk M1.

Gute WLAN-Leistung

Wer die volle Gigabit LTE Leistung nutzen möchte, sollte zwingend den RJ45 Gigabit LAN Anschluss verwenden. Das WLAN ist brutto maximal 768 MBit/s schnell, bei etwa 1-2 Meter Entfernung zwischen Router und Laptop sank die Bandbreite im Test auf etwa 500 bis 600 MBit/s. Für einen mobilen WLAN Router sind das sehr gute Werte. WLAN Reichweite und Geschwindigkeit sind besser als bei den meisten anderen mobilen Hotspots, doch ein stationärer LTE Router wie etwa die AVM FRITZ!Box 6890 LTE ist natürlich noch mal ein bisschen besser. Auf Wunsch kann das WLAN über das Webinterface auch komplett deaktiviert werden oder nur im 2,4 GHz / nur im 5 GHz Bereich betrieben werden.

Rückseite des Netgear Nighthawk M1.
Rückseite des Netgear Nighthawk M1.

Bis zu 20 Geräte kann der Nighthawk M1 gleichzeitig mit schnellem Internet versorgen, das Gerät funkt dabei sowohl auf 2,4 GHz als auch im 5 GHz Frequenzbereich (802.11b/g/n/ac). Die WLAN SSID sowie das Passwort können für beide Frequenzbereiche getrennt vergeben werden. Die Sendeleistung kann im Webinterface in drei Stufen eingestellt werden. In der App bzw. im Webinterface gibt es zudem die Option, die Passwort-Anzeige im Klartext auf dem Display des Nighthawk M1 zu aktiveren bzw. zu deaktivieren. Ebenfalls eine schöne Funktion: das Gerät deaktiviert auf Wunsch das WLAN, sobald USB-Tethering aktiv ist.

Über den Menüpunkt „Daten-Offloading“ kann man ein vorhandenes LAN- oder WLAN-Netzwerk als Internetzugang nutzen, bspw. im Hotel oder auf dem Campingplatz. Das integrierte Mobilfunk-Modem wird dann deaktiviert. Diese Funktion ist auch als „WLAN Extender“ bekannt.

RJ45 LAN Anschluss

Der Netgear Nighthawk M1 MR1100 Router besitzt einen RJ45 Gigabit Ethernet LAN Anschluss. Man kann diesen Anschluss nutzen, um einen Computer oder ein Switch kabelgebunden mit dem Internet zu verbinden, allerdings gibt es auch die Möglichkeit, eine bestehende Internetverbindung als Zugang zu nutzen, als Alternative zum integrierten Mobilfunk-Modem (der LAN-Port wird dann zum WAN-Port). Im Test funktionierte die LAN Schnittstelle einwandfrei.

Der RJ45 Gigabit Ethernet LAN Anschluss am Netgear Nighthawk M1.
Der RJ45 Gigabit Ethernet LAN Anschluss am Netgear Nighthawk M1.

Akku mit Powerbank-Funktion

Der Akku des Netgear Nighthawk M1 MR1100 bietet mit 5.040 mAh eine vergleichsweise hohe Kapazität. Der Hersteller verspricht eine Nutzungsdauer von bis zu 24 Stunden bei „normaler“ Nutzung. Im Test konnte das in etwa bestätigt werden. Unter Vollast, d.h. bei dauerhaftem Streaming und bei Nutzung unterwegs mit vielen Funkzellen- und Technologie-Wechseln dürfte die Laufzeit aber geringer ausfallen. Eine Ersatz-Batterie vom Typ W-10a findet man im Netz übrigens (noch?) nicht, d.h. wer hier auf eine zweite Batterie für unterwegs spekuliert, dürfte schon allein an der reinen Verfügbarkeit scheitern.

Der Akku des Netgear Nighthawk M1 lässt sich wechseln.
Der Akku des Netgear Nighthawk M1 lässt sich wechseln.
Der Akku bietet eine Kapazität von 5.040 mAh.
Der Akku bietet eine Kapazität von 5.040 mAh.

Über den Full-Size USB Anschluss kann man den Nighthawk M1 auch als Powerbank nutzen und andere Geräte wie zum Beispiel ein Smartphone aufladen. Im Test klappte das reibungslos.

Netgear Nighthawk M1 MR1100 LTE Router.
Netgear Nighthawk M1 MR1100 LTE Router.

Test Fazit zum Netgear Nighthawk M1

Es war vorher schon absehbar, doch nach dem Test steht es definitiv fest: der Netgear Nighthawk M1 MR1100 ist mit weitem Abstand der beste mobile LTE Router, den man derzeit kaufen kann. Die technische Ausstattung ist überragend, das Modem macht – bis auf wenige Ausnahmen – einen sehr guten Job und bietet nicht nur riesige Maximal-Datenraten, sondern holt auch bei schlechteren Bedingungen oft deutlich mehr aus der Funkzelle heraus als die meisten anderen Geräte. Eine gelungene Software und eine top Akku-Laufzeit runden das Gesamtpaket ab. So viel Leistung hat leider auch einen stolzen Preis: ab rund 300 Euro (Stand: Mai 2018) bekommt man den Router.
Im Test wurden leider auch einige Nachteile festgestellt. Erwähnt sei insbesondere das teilweise nicht nachvollziehbare Verhalten in LTE Funkzellen mit aktiviertem Carrier Aggregation. Andere Endgeräte nutzen die Kanalbündelung zeitiger und wesentlich effektiver als der Nighthawk M1. Hier sollte Netgear ein Firmware-Update veröffentlichen, um die Probleme zu beheben. Kritisieren könnte man zudem den fehlenden Touchscreen sowie das recht hohe Gewicht und die großen Abmessungen. Beides ist angesichts der sonst herausragenden Leistung jedoch verschmerzbar. Alles in Allem gilt für den Netgear Nighthawk M1: Kaufempfehlung!