Telekom Mobilfunk: Netzausbau, VoLTE, UMTS und co

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Am Rande der IFA-Pressekonferenz der Deutschen Telekom am 03.09.2013 in Berlin hatte maxwireless.de die Gelegenheit, Dr. Bruno Jacobfeuerborn, Geschäftsführer Technik der Telekom Deutschland GmbH, zu aktuellen Themen im Mobilfunk zu befragen. So ging es zum Beispiel um den weiteren LTE-Ausbau, um LTE-Roaming oder Voice over LTE (VoLTE). Auch zu UMTS haben wir einige Fragen gestellt, denn viele Nutzer wünschen sich ja auch bei der 3G-Technologie noch einen weiteren Ausbau. 

LTE1800: Massiver Ausbau geplant
Das Thema LTE steht bei der Telekom weiterhin ganz oben auf der Agenda. Sowohl für Bruno Jacobfeuerborn als auch für Rene Obermann, Deutsche Telekom CEO, gilt: „Bei LTE wollen wir weiterhin das beste und schnellste Netz bieten“. Um bei der Geschwindigkeit vorne mitspielen zu können, sind ab sofort alle eNodeB mit LTE Kategorie 4 aufgerüstet (wir berichteten). Konkurrent Vodafone hatte Kategorie 4 bereits vor einigen Wochen eingeführt, hier ist die Verfügbarkeit technisch bedingt allerdings deutlich geringer, da Vodafone die hohen Geschwindigkeiten von LTE Kat. 4 nur im 2600 Megahertz Band anbieten kann.

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Mit LTE1800 erreicht die Telekom in diesem Jahr rund 40% der Bevölkerung, für 2014 ist eine deutliche Steigerung auf 60% Bevölkerungsabdeckung geplant. Anders gesagt: aktuell sind deutlich über 100 Städte mit LTE1800 ausgebaut, Ende 2013 sollen es bereits rund 200 Städte sein. Die Kriterien, nach denen ein Ausbau im Frequenzbereich um 1800 MHz erfolgt, sind dabei recht unterschiedlich, generell gilt aber: wird im Umkreis einer Station viel Traffic verursacht, so kann durchaus auch in Ortschaften mit nur wenigen Einwohnern LTE1800 anstatt LTE800 ausgebaut werden.

Weiterer LTE-Ausbau auf dem Land und in der Stadt
An Flughäfen, Bahnhöfen und weiteren stark frequentierten Orten setzt die Deutsche Telekom zunehmend auf LTE2600 (wir berichteten). Auch in diesem Frequenzbereich sind je nach Tarif und Endgerät bis zu 150 Megabit pro Sekunde im Download möglich, da LTE Kategorie 4 genutzt wird. Der Ausbau von LTE2600 beschränkt sich aber vorerst hauptsächlich auf die Indoor-Versorgung, größere Flächen in Innenstädten sollen erst mal weiterhin nur mit LTE1800 versorgt werden.
Auch LTE800 wird in Städten (entgegen früherer Berichte) nur punktuell eingesetzt – wenn überhaupt. Laut Dr. Bruno Jacobfeuerborn sind in Städten die Interferenzen im Frequenzbereich um 800 MHz deutlich höher als im 1800 MHz Band, was zu schlechteren Geschwindigkeiten und weiteren Schwierigkeiten führen kann.

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Generell wird aber auch LTE800 weiter ausgebaut. Die Strategie ist hier, vom „platten Land“ in Richtung Stadt zu bauen. Langfristig ist geplant, jede BTS bzw. NodeB auch auf LTE aufzurüsten, sofern technisch sinnvoll möglich. Die SingleRAN-Technologie wird dies in Zukunft deutlich vereinfachen. Ob es jemals eine nahezu hundertprozentige Flächenabdeckung mit LTE geben wird, wie Vodafone sie bereits für 2015 anstrebt, ließ Jacobfeuerborn offen. Dennoch gelte der Grundsatz, dass man das beste LTE-Netz bieten wolle.

UMTS: Ausbau und Zukunftsaussichten
Die 3G-Technologie ist bei der Deutschen Telekom an ihrem Leistungs-Limit angekommen: seit 2010 setzt der Anbieter auf Dual-Channel HSPA+ (DC-HSPA+) mit bis zu 42,2 MBit/s im Download. Es gibt keine Planungen, diese Technologie – zum Beispiel durch MIMO-Antennentechnik – weiter zu verbessern. Im Gegenteil: Jacobfeuerborn kann sich in den nächsten Jahren einen „leisen Abschied“ der UMTS-Technik durchaus vorstellen, auch wenn aktuell noch weitere Gebiete mit UMTS versorgt werden. Die SingleRAN-Technologie würde sich gut eignen, um UMTS flexibel Frequenzbereiche zuweisen zu können und so zum Beispiel wertvolles Spektrum für die LTE-Technologie freizugeben, wenn UMTS nicht mehr so stark nachgefragt wird.

Bei der Frage, ob zuerst das UMTS- oder das GSM-Netz abgeschaltet wird, wollte sich Jacobfeuerborn nicht festlegen. UMTS sei aber im Betrieb teurer als LTE und nutze das Spektrum nicht so effektiv. Generell müsse man insbesondere bei GSM auch den Faktor Roaming betrachten, denn nicht nur Inländer nutzen das GSM-Netz der Telekom, auch viele tausend Roaming-Kunden sind täglich in den 2G-Netzen in Deutschland unterwegs.

LTE-Roaming und VoLTE
Sowohl bei Voice over LTE (VoLTE) als auch bei LTE-Roaming geht die Telekom von einem Marktstart im Jahre 2014 aus. Für beide Themen ist die Abstimmung mit anderen Netzbetreibern von essentieller Bedeutung, um einen gemeinsamen Standard zu schaffen. Zu VoLTE gab Jacobfeuerborn außerdem zu bedenken, dass die CSFB-Technologie mittlerweile ganz hervorragend funktioniere, auch wenn es seit der Einführung im September 2012 noch einige Probleme zu beheben gab.

Die Zukunft: 4×4 MIMO und Carrier Aggregation
Um dem ständig wachsenden Datenverbrauch gerecht zu werden, sind bereits die weiteren Entwicklungsschritte der LTE-Technologie in Planung. Die Telekom wird hier sowohl auf 4×4 MIMO Antennentechnik als auch auf Carrier Aggregation setzen. Die aktuell eingesetzten LTE-Antennen unterstützen aber nur 2×2 MIMO, sodass für den nächsten Ausbauschritt ein reines Software-Update nicht mehr ausreicht.