Huawei nova im Test: kompakt und gut!

Testbericht Huawei nova

Zur IFA 2016 in Berlin hat Huawei das nova vorgestellt. Das Mittelklasse Smartphone soll Laut Hersteller zum moderaten Preis eine sehr gute Ausstattung bieten, welche man sonst eher in der Oberklasse erwarten würde. Die Eckdaten: ein 5 Zoll Full-HD Display, ein hochwertiges Metall-Gehäuse, Octa-Core Prozessor, 3GB RAM und 12 Megapixel Kamera mit 4K Videoaufnahme. Das Huawei nova ist zudem eines der kleineren aktuellen Android Smartphones und möchte vor allem die Nutzer ansprechen, denen die vielen anderen aktuellen Geräte zu groß sind.

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Handlich und hochwertig

Das Huawei nova wird in einem schicken Pappkarton geliefert. Die Folie, in der das nova eingewickelt ist, gibt mittels einiger Grafiken bereits erste Hinweise zur Einrichtung und Nutzung – etwa zum benötigten SIM-Karten Format. Im Lieferumfang befindet sich neben dem Smartphone noch ein Netzteil mit USB-Anschluss (Output: 5V/2A) sowie ein USB Typ C Kabel, welches sowohl zum Aufladen als auch zur Datenübertragung verwendet werden kann. Ein einfaches Stereo-Headset gehört ebenfalls zum Lieferumfang.

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Als ich das Huawei nova das erste Mal in der Hand hatte, war ich direkt vom handlichen und hochwertigen Gehäuse angetan. Das Gerät besteht zu einem großen Teil aus Metall und ist zu den Seiten hin angenehm abgerundet. Das Display-Glas ist ebenfalls stark abgerundet („2.5D Glas“) und ist daher nicht nur schick, sondern auch schön anzufassen. Die gleichen positiven Eindrücke bekam ich auch von Freunden zu hören, denen ich das Gerät für ein kurzes „Hands-On“ in die Hand gegeben habe. Womöglich ist das nova mit seinem 5 Zoll Display für einige Nutzer schon etwas zu klein, doch für die meisten dürfte es einen guten Kompromiss aus Displaygröße und Handlichkeit darstellen.

Ein kleines Detail ist mir beim nova öfters aufgefallen: der Power-Button ist als einzige Taste am Rand mit einem dünnen roten Streifen versehen, welcher je nach Blickwinkel sehr schön schimmert. Diese Liebe zum Detail beim Geräte-Design ist hier doch gut sichtbar :-)

Nettes Detail: rote Taste beim Huawei nova.
Nettes Detail: rote Taste beim Huawei nova.

Highlight: das Display!

Neben dem gelungenen Design ist das Display für mich das absolute Highlight am Huawei nova. Es handelt sich um ein 5 Zoll IPS Display mit einer Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln. Die Darstellung ist extrem scharf und die Farben wirken sehr lebendig. Durch die leichte Rundung zum Rand hin und durch die sehr gute Leuchtkraft wirkt das Display manchmal wie gedruckt. Den Vergleich mit teuren High-End Smartphones wie dem Apple iPhone 6s muss das nova nicht scheuen!

Das Display des Huawei nova samt Frontcam

Die Bedienung ist dank Qualcomm Snapdragon 625 Octa-Core Prozessor und 3GB Arbeitsspeicher sehr flüssig und schnell – ganz so wie man sich das vorstellt. Ausgeliefert wird das nova noch mit Android 6, ein Update auf Android 7 wird aber vermutlich bald folgen. Die EMUI Benutzeroberfläche gefällt mir persönlich sehr gut, denn sie bietet im Gegensatz zum „puren“ Android deutlich mehr Funktionen und kommt ohne App Drawer aus, d.h. die einzelnen App-Icons werden auf den Startbildschirmen abgelegt. Das ganze ist natürlich Geschmacksache, wer möchte, kann auch einen anderen Launcher aus dem Google Play Store installieren.

Der Fingerprint-Sensor des Huawei nova
Der Fingerprint-Sensor des Huawei nova

Das Entsperren des Displays geht dank des auf der Rückseite angebrachten Fingerabdruck-Sensors sicher und zuverlässig. Nun kann man sich natürlich darüber streiten, ob ein Fingerabdruck-Sensor bei einem Smartphone eher auf der Front oder auf der Rückseite positioniert sein sollte, aber ich persönlich finde den Sensor beim nova auf der Rückseite sinnvoll und praktisch.

Onscreen-Tasten des Huawei nova
Onscreen-Tasten des Huawei nova

Grundsätzlich war ich mit der Software auf dem Huawei nova wie gesagt sehr zufrieden, einen negativen Punkt habe ich bei der Huawei EMUI 4.1 UX jedoch festgestellt: Kontakte können nicht so gefiltert werden, dass ausschließlich Kontakte mit Telefonnummer dargestellt werden. So habe ich in meinem Google Account einige Kontakte, welche lediglich mit E-Mail Adresse gespeichert sind, diese möchte ich aber nicht in meinem Smartphone-Telefonbuch gelistet haben. Andere Smartphones – auch ältere Huawei Smartphones – bieten diese Filter-Möglichkeit an, hier sollte Huawei mit einem Update nachbessern.

Huawei nova Software Version

Gute Kamera mit 4K Videoaufnahme

Die beiden Kameras des Huawei nova werden groß beworben und sollen durch eine gute Bildqualität sowie einen großen Funktionsumfang punkten.

Die Kamera des Huawei nova

Die rückseitige Kamera bietet eine Auflösung von 12 Megapixel im 4:3 Bildformat und steht erfreulicherweise nicht aus dem Gehäuse heraus, sondern fügt sich nahtlos in die Glas-Abdeckung ein, in die auch ein LED Blitz sowie die NFC Antenne integriert ist. Im Vergleich mit anderen aktuellen Mittelklasse-Smartphones kann sich die Bildqualität wirklich sehen lassen, und zwar nicht nur bei ausreichend (Tages-) Licht, sondern auch in dunkleren Umgebungen. Die Bilder sind scharf und Farben werden natürlich dargestellt. Wer mehr aus der Kamera herausholen möchte, braucht nur den Automatikmodus verlassen und kann dann im Profi-Modus diverse Einstellungen selbst vornehmen. Dazu gehört zum Beispiel der ISO-Wert oder die Auslösezeit. Mit einem Stativ kann man dann zum Beispiel problemlos auch Langzeit-Belichtungen realisieren. Die Bedienung der Kamera-Software ist grundsätzlich sehr einfach und unkompliziert und neben dem Profi-Modus gibt es noch viele weitere Funktionen, etwa für Panorama-, HDR- oder Zeitlupen-Aufnahmen.

Die folgenden Fotos wurden mit der rückseitigen Kamera des Huawei nova aufgenommen. Ein Klick auf das Bild öffnet jeweils das Foto in Originalgröße. Tipp: am besten in einem neuen Browser-Tab öffnen!

Das Huawei nova ist zusammen mit dem Schwestergerät nova Plus das erste Huawei Smartphone, welches Videos in 4K UHD Auflösung aufnehmen kann. Bislang konnten Huawei Geräte maximal 1080p (Full-HD) aufnehmen, durch den Qualcomm Snapdragon 625 Chipsatz ist diese Einschränkung – zumindest beim nova – nun nicht mehr vorhanden. Dies muss man jedoch erst einmal in den Einstellungen konfigurieren, denn standardmäßig ist das Gerät nur auf einfaches 720p HD eingestellt.

Huawei nova Video Auflösungen
Huawei nova Video Auflösungen
Huawei nova Foto Auflösungen
Huawei nova Foto Auflösungen

Die Front-Kamera hat eine Auflösung von 8 Megapixel im 4:3 Bildformat und eignet sich sehr gut für Selfies. Die Bildqualität ist gut und über die Software gibt es diverse Möglichkeiten, „das eigene Aussehen“ zu beeinflussen. So kann man über einen Schieberegler in 10 Stufen einstellen, wie stark das Bild „nachbehandelt“ werden soll. Die höheren Stufen wirken meiner Meinung nach aber sehr künstlich.

Was mir sowohl bei der Frontcam als auch bei der rückseitigen Kamera nicht gefällt ist das 4:3 Bildformat der Sensoren. Die allerwenigsten Menschen werden die Fotos des Huawei nova auf Papier ausdrucken – und nur dort macht das 4:3 Format überhaupt Sinn. Vielmehr werden die Bilder direkt auf dem Smartphone-Display (16:9 Format), dem PC-Bildschirm (16:9) oder dem Fernseher (ebenfalls 16:9) angeschaut, dort hat man aber jedes Mal einen schwarzen Balken. Klar, man kann das Bildformat in den Einstellungen manuell anpassen, dann wird allerdings nicht die volle Auflösung des Sensor genutzt und man hat einen kleineren Bildausschnitt zur Verfügung.

LTE Cat7 mit 300 MBit/s

Der Qualcomm Snapdragon 625 Chipsatz im Huawei nova ist ein sogenanntes SoC (System on a Chip), neben dem Prozessor sind also noch weitere Chipsätze wie zum Beispiel das Modem integriert. Beim Modem handelt es sich um ein Qualcomm Snapdragon X9, dieses unterstützt neben GSM und UMTS mit bis zu 42,2 MBit/s auch LTE der Kategorie 7. Mit einem passenden Tarif sind so bis zu 300 MBit/s im Downlink erreichbar, im Uplink sind theoretisch bis zu 150 MBit/s möglich. In Deutschland bietet (Stand Oktober 2016) aber noch keiner der drei Netzbetreiber einen Uplink von mehr als 50 MBit/s an. Möglich wird die hohe LTE Geschwindigkeit durch die Carrier Aggregation Technologie, auch als Kanalbündelung bekannt. Diese Kanalbündelung lässt sich in den Einstellungen des Huawei nova sogar abschalten – ein Grund für die Abschalt-Möglichkeit ist aber nicht ersichtlich.

LTE Kanalbündelung beim Huawei nova
LTE Kanalbündelung beim Huawei nova

Der Empfang war in meinem Test mit einer SIM-Karte der Telekom einwandfrei, insbesondere im LTE Netz um 1800 Megahertz, welches bei der Telekom großflächig ausgebaut ist. Das Huawei nova ist grundsätzlich auch als Dual-SIM Variante erhältlich, diese Version wird vorrangig von Online-Händlern und Elektronik-Märkten wie etwa Saturn und Media Markt angeboten. Netzbetreiber und Service-Provider bieten dagegen die Single-SIM Version an, welche auch für diesen Test verwendet habe. Bei der Dual-SIM Variante muss man sich grundsätzlich zwischen dem Einsatz mit zwei Nano-SIM Karten und der Nutzung einer MicroSD Speicherkarte entscheiden, denn Speicherkarte und zweite Nano-SIM nutzen den selben Steckplatz. Ebenfalls zu beachten: nur eine der beiden SIM-Karten kann mit UMTS und LTE genutzt werden, die andere Karte ist auf 2G/GSM beschränkt.

Huawei nova Single-SIM mit Speicherkarte und Nano-SIM
Huawei nova Single-SIM mit Speicherkarte und Nano-SIM
Huawei nova Dual-SIM mit 2x Nano-SIM
Huawei nova Dual-SIM mit 2x Nano-SIM

Die Sprachqualität beim Telefonieren war einwandfrei, sowohl direkt am Ohr als auch über den integrierten Lautsprecher. Der Lautsprecher eignet sich übrigens auch gut zur Musik-Wiedergabe, er bietet einen lauten und klaren Sound, ohne zu übersteuern.

Selbstverständlich unterstützt das Huawei nova auch WLAN, leider aber nur im Frequenzbereich um 2,4 Gigahertz. Zeitgemäß wäre hier bei einem Mittelklasse-Smartphone die Unterstützung für Dualband-WLAN im 2,4 GHz und 5 GHz Frequenzbereich mit samt dem aktuellen Funkstandard 802.11 ac gewesen.

Akku

Der Akku hat in meinem Test bei normaler bis starker Nutzung immer einen ganzen Tag durchgehalten, oft sogar etwas länger. Für volle zwei Tage Nutzung wird es sicher etwas knapp, aber bei den meisten Nutzern kommt das Smartphone ja sowieso jede Nacht ans Ladegerät, daher ist das Huawei nova mit seinen 3020 mAh Kapazität auf jeden Fall gut gerüstet! Apropos Ladegerät: durch den USB Typ C Stecker entfällt das sonst übliche „rumgefummel“ mit dem Anschluss, da der Stecker ja in beiden Richtungen eingesteckt werden kann, was man sehr schnell zu schätzen lernt.

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Fazit

Das nova könnte für Huawei zum großen Erfolg werden – insbesondere im deutschsprachigen Raum, wo kompakte Smartphones stark gefragt sind und die Auswahl an solchen Geräten überschaubar ist. Das nova ist einwandfrei verarbeitet, liegt ausgesprochen gut in der Hand und bietet ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Insbesondere das Display und die Kamera sind überzeugend und könnten auch in einem deutlich teureren Oberklasse-Smartphone verbaut sein.
Nachteile gibt es beim Huawei nova nur wenige: so wäre eine Unterstützung für WLAN im 5 GHz Frequenzbereich inkl. WLAN ac Funkstandard schön gewesen und bei der Kamera wünscht man sich manchmal eine etwas schnellere Auslöse-Zeit. Zumindest letzteres kann durch ein Firmware-Update in Zukunft vielleicht noch verbessert werden.
Alternativen gibt es im Preissegment um 350 Euro viele, doch wirklich gefährlich kommt dem Huawei nova derzeit nur ein Gerät aus gleichem Hause: das Honor 8. Dieses bietet sogar noch eine etwas bessere Ausstattung, ist allerdings auch etwas größer und verfügt über eine Glas-Rückseite, ist also anfälliger gegen Stürze. Ich würde im direkten Vergleich auf Grund des tollen Metall-Gehäuses wohl zum Huawei nova greifen.