Frequenzauktion beendet: Alle Details!

Die größte Frequenzauktion in der deutschen Geschichte ist zu Ende gegangen und hat dem Finanzminister rund 4,4 Milliarden Euro an zusätzlichen Einnahmen gebracht. Welcher Betreiber welche Frequenzen ersteigern konnte, wie viel er bezahlt hat und wie es nun weiter geht, erfahrt ihr in diesem Artikel!

Digitale Dividende (800MHz Frequenzen): hier sind wie erwartet nur 3 Betreiber zum Zuge gekommen. Telekom, Vodafone und O2 haben jeweils 2 Blöcke mit insgesamt 20MHz dieser Frequenzen ersteigert. Die Netzbetreiber haben jeweils rund eine Milliarde Euro für ihren Teil der digitalen Dividende ausgegeben, die sich aber durchaus lohnen werden. Zwar gibt es in Verbindung mit den 800MHz Frequenzen eine Ausbauverpflichtung für ländliche Gebiete (wir berichteten), doch durch die niedrige Frequenz braucht es nur wenig Funkstationen im Vergleich zum derzeitigen UMTS auf 2100MHz.

Frequenzen um 1,8GHz: hier konnte E-Plus für ca. 40 Millionen Euro zwei konkrete Blöcke á 2x5MHz erwerben, welche vermutlich zum erweitern der GSM-Kapazitäten genutzt werden. Die restlichen 3 Blöcke, also insgesamt 30MHz, hat die Telekom für rund 60 Millionen Euro erworben. Die Telekom wird höchstwahrscheinlich LTE auf ihren 1,8GHz Frequenzen einsetzen, insbesondere in der Stadt oder in Gebieten, wo die Kapazität der 800MHz Frequenzen nicht ausreicht, sind diese Kapazitäten dringend notwendig.

Frequenzen um 2GHz: Dies sind unter anderem die von Quam und Mobilcom zurückgegebenen Frequenzen aus der UMTS-Auktion vom Jahre 2000. Hier konnte Telefonica O2 für einen Preis von rund 80 Millionen Euro rund 30MHz Frequenzspektrum erwerben. Vermutlich wird O2 damit LTE realisieren, es ist aber auch möglich, dass O2 Teile der 2GHz Frequenzen zur Kapazitätserweiterung seines bestehenden UMTS-Netzes nutzt. E-Plus hat rund 190 Millionen Euro für 20MHz in diesem Frequenzbereich bezahlt und wird mit Sicherheit sein bestehendes UMTS Netz damit erweitern. Auch Vodafone konnte einen Block á 2×4,95MHz im 2GHz Bereich erwerben, ebenfalls zum erweitern seiner UMTS-Kapazitäten.

Frequenzen um 2,6GHz: In diesem Bereich war genug Spektrum vorhanden, um alle Anbieter zufrieden zu stellen. Telefonica O2 hat 50MHz erworben, davon 4 gepaarte Blöcke á 2x5MHz und 2 ungepaarte Blöcke á 5MHz. Die Telekom hat 45MHz ersteigert, davon 4 Blöcke zu 2x5MHz und einen zu 1x5MHz. Vodafone konnte im 2,6GHz Bereich am meisten erwerben, so gelang es den Düsseldorfern, 4 Blöcke á 2x5MHz und 5 Blöcke á 5MHz zu kaufen – insgesamt 65MHz. E-Plus muss sich mit lediglich 30MHz zufrieden geben – trotzdem genug, um ein leistungsfähiges LTE-Netzwerk aufbauen zu können!

Fazit der Auktion: Die Erlöse blieben mit 4,4Mrd. Euro weit unter den Schätzungen von Analysten, diese hatten mit 6-8Mrd Euro für den Fiskus gerechnet. Erwartungsgemäß verlief dagegen das Bieter rennen um die begehrten 800MHz Frequenzen: wie von vielen Branchenkennern im Vorfeld bereits Orakelt, hatte E-Plus hier letztendlich keine Chance, sich gegen die drei finanzkräftigen Konkurrenten durchzusetzen. Das kann man positiv und auch negativ sehen: auf der einen Seite sind mit den 800MHz Frequenzen natürlich Ausbaubedingungen verknüpft, die erhebliche Investitionen seitens der Anbieter nötig machen. Auf der anderen Seite wird es in Zukunft so sein, dass nur O2, Telekom und Vodafone ein flächendeckendes LTE-Netz in Deutschland haben werden – E-Plus hat mit den wesentlich schlechteren Frequenzen absolut keine Chance, ein ansatzweise flächendeckendes Netz aufzustellen.

Anders sieht es hingegen im städtischen Bereich aus: Hier haben alle Anbieter gleiche Chancen, denn die Sendestationen stehen sehr dicht beieinander und das LTE-Netz wird höchstwahrscheinlich im 2,6GHz Bereich aufgebaut. Der Kunde wird in diesem Bereich vermutlich auch von wesentlich höheren Geschwindigkeiten als auf dem Land profitieren können, da die höheren Frequenzen einfach viel mehr Kapazität haben. Insgesamt zeigten sich aber alle Anbieter zufrieden mit dem Ergebnis der Auktion. Auch der augenscheinliche Verlierer E-Plus gab sich kämpferisch: Man wolle ein hochqualitatives Netz aufbauen und könne die neuen Frequenzen sofort einsetzen.

Was geschieht jetzt? Nun werden die Anbieter alles daran setzen, den LTE-Ausbau so schnell wie möglich zu starten. O2 und Vodafone haben schon angekündigt, erste regionale 4G-Netze noch in diesem Jahr in Betrieb nehmen zu wollen. Die Telekom rechnet mit dem ersten Halbjahr 2011, hier sollen dann laut den Bonnern auch erste Endgeräte verfügbar sein. Wie schnell es im 2,6GHz Band zu ersten LTE-Netzen kommt, ist bisher noch unklar. Große Verzögerungen erwartet man aber auch hier nicht, die Anbieter wollen ja möglichst schnell mit ihren neuen Frequenzen verdienen. E-Plus und Vodafone haben übrigens bereits verlauten lassen, dass sie ab sofort ihre bestehenden UMTS-Netze mit teilen der neuen Frequenzen verstärken werden, um so mehr Kapazität zu schaffen.

Apropos Endgeräte: Wann erste Endgeräte in Deutschland auf den Markt kommen, ist bisher noch ungewiss. Für LTE im 2,6GHz Bereich gibt es bereits Endgeräte, wie zum Beispiel das Samsung LTE-Modem, welches in Schweden bei Telia-Sonera verkauft wird. Erste „Multiband“ Geräte wie das Huawei E398, die auch UMTS und GSM unterstützen, wurden aber bereits angekündigt und dürften kurzfristig verfügbar sein, wenn Bedarf besteht.

Quelle: Mit Informationen von Teltarif und Bundesnetzagentur